Rapper Cro: Neue Maske, neuer Sound

Berlin - Es ist ein Musikvideo, das für viele Diskussionen sorgte: Rapper Cro steht mit seiner Pandamaske auf der Straße und wird von einem Auto erfasst. Am Steuer: Carlo. Der Musiker hinter dem Rapper mit der Maske.
Ist der alte Cro tot? Zeigt der Erfolgsmusiker künftig etwa sein wahres Gesicht? Der Song „Baum” machte vielen Fans jedenfalls Lust auf mehr. Jetzt ist mit „Tru” Cros inzwischen viertes Album erschienen.
Auf die Gerüchte über das Ende der Maskerade angesprochen, winkt der Musiker aus der Nähe von Stuttgart ab. Er habe die Theorie auch im Netz gelesen. Sie sei falsch. „Der Song ist eine Metapher fürs Fehlermachen. Am Ende stirbt das alte, fehlermachende Ich und das neue läuft weiter.”
Cro hat Fehler gemacht. Darüber rappt der 27-Jährige nicht nur in dem intensiv-ehrlichen „Baum”. In mehreren der 17 neuen Tracks gibt er Einblicke in seine Gefühlswelt und in seine steile Karriere, die 2011 mit dem Überraschungshit „Easy” begann. „Ich bin früher von einem Termin zum anderen gerannt. Unterschrift hier, Text schreiben da, kurz angehört, raus damit, weiter. Rekorde, Rekorde, Rekorde.”
Nach seiner „Unplugged”-Tour 2016 habe er dann innegehalten und sich ganz persönliche Fragen gestellt: „Wo bin ich? Was hab' ich? Wo will ich hin? Was ist echt, was ist Fake? Cro, Carlo, die Maske. Darum auch diese Themen.”
„Tru” zeichnet sich nicht nur durch seine zum Teil ernsteren Texte aus, in denen Cro nicht vornehmlich über Partys, Mädels und Alkohol rappt. Der Rapper mit der Pandamaske experimentiert mit Instrumenten und Synthesizern, wirkt musikalisch reifer. „Ich habe mir super viel Wissen angeeignet, was sich krass anfühlt.”
Das knapp 13-minütige „Computiful” („Ich hab' auf Tinder kein Bock, bis meine Maria kam”) besticht mit einem minutenlang-verträumten Instrumentalteil, „Fkngrt” mit einer Klaviereinlage am Schluss. Für gute Laune sorgt das Duett „Todos” mit dem haitianischen Musiker Wyclef Jean und einem recht anzüglichen spanischen Text.
Persönlich wird der 27-Jährige bei dem Track „2kx”, auf dem er sich bei seiner Familie dafür entschuldigt, kaum zuhause zu sein. „Ich denke oft darüber nach, dass sie immer da sind, haben sich nicht einmal beschwert und ich bin eigentlich nie da - zum Beispiel zu Taufen, Geburtstagen oder Hochzeiten.” Familie sei für ihn unglaublich wichtig. „Wenn alles wegbricht, ist es das Einzige, auf das man sich stützen kann.”
Cro ist erwachsen geworden, die vergangenen Jahre haben ihn hörbar geprägt. Würde es da nicht irgendwie passen, die Pandamaske ad acta zu legen? „Schon, aber ich finde nicht, dass irgendetwas fehlt, weil ich mein Gesicht nicht zeige. Ganz im Gegenteil. Wenn es nur um die Musik gehen soll, dann darf es eigentlich gar kein Gesicht oder keine Maske mehr geben. Nur die Musik.”
Neben der neuen Musik gibt es auch eine neue Maske - weniger verspielt und jetzt ganz in Weiß. Auch ein Panda wird halt mal erwachsen. (dpa)