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Gelungene Provokation? Rammstein Deutschland Video Provokation erfolgreich

29.03.2019, 08:05

Halle (Saale) - Die Band „Rammstein“ hat wie erwartet am Donnerstagabend ihre erste Single zum kommenden Album veröffentlicht. Dem neuen Song „Deutschland“ war wegen eines zuvor veröffentlichten Video-Ausschnitts eine Welle der Empörung vorausgegangen. Das komplette Musikvideo  sammelte in den ersten 14 Stunden nach Veröffentlichung bei Youtube mehr als fünf Millionen Klicks ein.

In dem mehr als neun Minuten langen Video setzen Rammstein einmal mehr auf visuellen Bombast. In Szene gesetzt vom Regisseur „Specter Berlin“ hangelt sich die Band durch 2000 Jahre deutscher Geschichte und beleuchtet die Ambivalenz des Landes. Von der Varusschlacht über das finstere Mittelalter bis zu Babylon Berlin und der DDR reicht der Bilderrausch. Till Lindemann singt dazu "Deutschland, mein Herz in Flammen, will dich lieben und verdammen“ genauso wie "Übermächtig, überflüssig, Übermenschen, überdrüssig" und „Meine Liebe kann ich dir nicht geben“.

Rammstein - Deutschland: Provokation oder Abgrenzung?

Für die einen ist das die bisher deutlichste Abgrenzung Rammsteins von rechtem Gedankengut, das der Band aufgrund ihrer Bildsprache mehrfach unterstellt wurde. Andere fürchten, dass der Song gerade Rechte einlädt, ausgelassen „Deutschland, Deutschland über allen“ mitzusingen, auch eine Zeile des Liedtextes. Rammsteins Musik versteht nur, wer sich ein paar Gedanken mehr macht und auch darüber nachdenkt, warum die Figur der „Germania“ bei Rammstein mit der schwarzen Schauspielerin Ruby Commey besetzt ist.

Für Aufregung hatte Rammstein schon vorab gesorgt. Zur Einstimmung auf das neue Material hatte die Band einen ca. 30 Sekunden langen Promo-Clip veröffentlicht, der einen kleinen Ausschnitt aus dem Musikvideo zeigt – die Band in KZ-Uniformen am Galgen. Einer trägt den „Judenstern“, ein anderer den „Rosa Winkel“, mit dem Homosexuelle in den Nazi-Konzentrationslagern gekennzeichnet wurden.

Diese 30 Sekunden hatten für jede Menge Empörung gesorgt. Damit habe die Band eine Grenze überschritten, sagte Charlotte Knobloch, Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, der „Passauer Neuen Presse“, Rammstein verharmlose mit dem Video eindeutig die Schrecken des Holocaust. „Wer den Holocaust zu Marketingzwecken missbraucht, handelt verwerflich und unmoralisch“, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster.

Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums nannte den kurzen Rammstein-Clip mit den Anspielungen auf den Holocaust „beschämend“. „Wir schließen uns jenen an, die eine sofortige Löschung fordern“, schrieb er auf Twitter. „Wie kommt Rammstein dazu, sich die Rolle der Opfer anzumaßen“, fragte Christoph Heubner, Geschäftsführer des Internationalen Auschwitz Komitees.

Rammstein hatten sich zu dem Promo-Clip nicht geäußert. Das neue Album der Band soll am 17. Mai erscheinen, wie Rammstein auf ihrer Webseite mitteilten. Die erfolgreichste deutsche Rockgruppe im Ausland hat seit der Gründung 1994 nach Label-Angaben mehr als 20 Millionen Alben verkauft. (mz/slo/dpa)