Rainer Brandt Rainer Brandt: Eine Synchrongröße in Deutschland

Kleinmachnow/dpa. - Diese Stimme. Sie hat etwas vom jugendlichen Elvis, Tony Curtis als Komödiant oder dem Charisma Marlon Brandos. Diese und zahllose weitere Weltstars wirkten indeutschen Fassungen ihrer Filme auch durch Rainer Brandts so markanteSynchronisation. Jahrzehnte lang galt der Ur-Berliner alsDeutschlands Synchronstar Nr. 1. «In die Synchronarbeit bin icheigentlich nur durch Zufall reingerutscht», sagt Brandt, desseneigene Synchronfirma in Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) ist.
Als Schauspieler hatte Brandt auf der Bühne schon alle großenRollen verkörpert, als er in den 60er Jahren seinen ersten Filmeindeutschte. «Dabei merkte ich, dass das Dialogbuch einfachSchwachsinn war und ich habe während der Aufnahme kurzerhand Vielesumgetextet», erzählt Brandt, der schon bald lieber selbst die Dialogefür die deutschen Filmfassungen schrieb und dann auch Regie führte.Als «Perfektionist» und «penibler Pinseler», wie Brandt sich selbstbezeichnet, wollte er das lieber alles selbst in die Hand nehmen -womit er allerdings nicht selten aneckte.
«Während man als Schauspieler auf der Bühne eine Rolle selbstgestalten kann, muss man als Synchronsprecher in ein Korsettschlüpfen», betont Brandt. Die Kunst bestehe darin, nicht nurlippensynchron den deutschen Text auf das Original zu legen - «manmuss als Sprecher auch die Rolle ein Stück weit leben.» Denn: Andersals die Schauspieler vor der Kamera neben der Sprache, Gestik undMimik nutzen können, habe der Synchronsprecher «nur» seine Stimmezur Gestaltung. Und gerade darin sieht Brandt die Misere, bei derheutigen Synchronisation von ausländischen Kino- oderFernsehproduktionen.
«Es gibt nicht mehr die charismatischen Stimmen, die heutigenSprecher sind bis auf wenige Ausnahmen beliebig austauschbar.»Vielleicht, so vermutet Brandt, lag es damals an dem Whiskey, «derdurch unsere Kehlen geflossen ist». Hinzu komme, dasses heute in Deutschland nur wenige Synchronstudios gebe, die ausSicht von Brandt wirklich auf Qualität setzen. «Da wird Vieles zuDumpingpreisen angeboten und am Ende glaubt man, dass einfach nurirgendein Text über das Original gelegt wurde - die Lippenbewegungenstimmen nicht überein, der Text ist uninspiriert», meint Brandt.
Und so ist es kein Wunder, dass er in der Branche als der - nichtimmer unumstrittene - «Erfinder des Schnodderdeutschs» gilt mitAusdrücken wie «Sleep well in your Bettgestell» oder «Na,Meisterchen, schon frisch im Schritt» («fanden wir besser als einfach"Guten Morgen, Mr. Miller"»). «Man muss die Freiheit der Sprachenutzen, dann kann man sogar schlechte Originalfilme durch diedeutsche Fassung retten.» So wird Brandt dann auch bis heute vonVielen sofort in Verbindung gebracht mit der britischen Flopserie«Die Zwei», in der Tony Curtis und Roger Moore zwei steinreichePlayboys darstellen. Dank der «Eindeutschung» durch Brandt und ihmals Stimme von Curtis wurde die Serie in den 1970er Jahren zum Kult.
Brandt, der aus seinem Alter ein Geheimnis macht und über denselbst bei Auftraggebern mehrere verschiedene Geburtsjahre kursieren,weiß nicht, wie vielen Stars er seine Stimme geliehen hat - von MarioAdorf über Jean-Paul Belmondo oder Terence Hill bis hin zu AdrianoCelentano. Auch seine Preise - darunter ein «Bambi» - sind ihm«wurscht». Er liebt seine Arbeit und ist auch nach Jahrzehnten imRegieraum und als Sprecher am Mikrofon ständig unter Strom, um «immerQualität auf hohem Niveau» abzuliefern.