Puppentheater Puppentheater: Disney feiert Kermits 50. Geburtstag mit einer Welttournee

New York/dpa. - Nun wird er 50 und feiert seinen Geburtstag vom 14. Oktober an mit einer Reise um die Welt, beginnend in einem Ort namens Kermit in Texas.
Es war 1955, als der amerikanische Student Jim Henson in einerAnzeige las, dass ein lokaler Fernsehsender einen Puppenspielersuchte. Der 19-Jährige hatte mit Puppenspielen nichts im Sinn, wollte aber unbedingt zum Fernsehen. Also nahm er sich den Ärmel einer alte, verfusselten Damenjacke in einem viel zu grellen Grün, schnitt ein Loch für den Mund hinein, nähte es mit rotem Filz aus und klebte oben zwei Tischtennisbälle als Augen drauf. Was das darstellen sollte, konnte niemand erkennen - vielleicht noch am ehesten eine Eidechse. Bevor die Puppe erstmals als Frosch identifiziert wurde, sollten 14 Jahre vergehen. Doch von Anfang an hieß sie Kermit - angeblich nach Hensons Schulfreund Theodore Kermit Scott.
Zusammen mit einigen Kollegen bestritt Kermit das Fünf-Minuten-Programm «Sam and Friends». Im Laufe der Zeit passte Henson dieuralte Tradition des Puppenspiels den Erfordernissen des Fernsehens an. Handpuppen oder Marionetten hatten bis dahin ein starres Gesicht - Henson verhalf ihnen zur Mimik: Er gestaltete zum Beispiel Kermits Mundpartie so, dass der Puppenspieler durch Zusammenziehen seiner Hand im Kopf der Figur die unterschiedlichsten Grimassen hervorrufen konnte. Außerdem brachte er an Kermits Froschhänden Spielstäbe nach der Art von Stockpuppen an, was dessen wildes Gestikulieren ermöglichte.
Später hat Henson einmal gesagt, er habe den Namen Muppets aus«Marionette» und «puppet» (Puppe) zusammengesetzt, doch das klingt wie nachträglich erfunden, zumal keine seiner Puppen wie eine Marionette an Fäden bewegt wurde. Henson selbst hielt übrigens den Stuttgarter Albrecht Roser («Telemekel und Teleminchen», «Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt») für den besten Marionettenspieler der Welt.
Der Durchbruch für Kermit kam 1971 mit seinem ersten Auftritt als rasender Reporter mit Mikrofon und Trenchcoat in der «Sesamstraße». Henson hatte zunächst gezögert, sich für die Kinderserie verpflichten zu lassen, da er eigentlich für Erwachsene spielen wollte. Doch mit Ernie, Bert, dem Krümelmonster, und eben auch Kermit wurde er binnenweniger Jahre weltbekannt. Dennoch wollte ihm kein einziger US-Sender eine eigene Puppenshow - noch dazu für Erwachsene - geben. Erst ein Brite, Lord Lew Grade, erklärte sich schließlich bereit, die «Muppetshow» zu produzieren. Sie wurde eine der erfolgreichsten Serien der Fernsehgeschichte.
Kermit - ausschließlich von Henson selbst gespielt und gesprochen - war die Hauptperson, nur trat er nun nicht mehr als Reporter auf, sondern als hektischer und oft gefrusteter Chef und Präsentator der Showtruppe. Außerdem hatte er jetzt eine lästige Verehrerin, die Schweinedame Miss Piggy.
1981 stellte Henson die Muppets nach nur fünf Jahren ein, weil er das Gefühl hatte, dass ihm die Ideen ausgingen. Kermit erschien noch in einigen Kinofilmen, doch nach Hensons frühem Tod 1990 ging es bergab. Zeitweise gehörte er dem EMTV-Gründer Thomas Haffa in München, danach Leo Kirch und nun Disney. Zum 50. Geburtstag versucht der Konzern, ihm mit einer Tournee rund um die Welt neues Leben einzuhauchen. Man will schließlich Geld mit ihm verdienen.
Doch für viele Fans ist Kermit mit Jim Henson gestorben. Sietrösten sich damit, dass die Erinnerung an ihn noch lange fortleben wird. Denn die Fernsehlieblinge der Kindheit vergisst man sein Lebtag nicht mehr.