Prominente Prominente: Gunter Sachs gewährt persönliche Einblicke auf 212 Seiten

München/dpa. - Auf Seite 212 seiner Biografie erzählt GunterSachs von einem ganz besonderen Höhepunkt: Es geht um jenelebensgefährliche Liebesnacht, nach der er - ohne je daran gedacht zuhaben - Brigitte Bardot einen Heiratsantrag machte: «Mit einemhundertmal geübten Schritt über die Sitzbänke war ich bei ihr. Ichschlug mein Cape um sie und wir liebten uns auf dem vibrierenden Heckdes Bootes. (...) Vierzig Jahre danach noch rieseln mir heiße Schauerüber den Rücken, wenn ich an jene Fahrt denke.»
Der legendäre Playboy hatte mit dem Leben gespielt: Während einerrasanten Fahrt auf dem Mittelmeer vor der Cote d'Azur hatte er dasRuder festgestellt und sich seiner Beifahrerin gewidmet. «Wirwussten, dass wir an einer Klippe zerschellen konnten. Vielleichtersehnten wir das sogar. Mourir d'Amour» - an/bei der Liebe sterben.
«Mein Leben», so der Titel der persönlichen Retrospektive, spieltimmer wieder mit den Klischees, für die Gunter Sachs in der medialenÖffentlichkeit steht. Der reiche, großzügige Millionererbe. DerWomenizer mit Stil. Der Partygänger zwischen Sylt und Saint Tropez.Der Kunstfreund mit Geschäftssinn. Der Fotograf mit internationalemAnsehen. Und der Familienmensch, der seit über 30 Jahren mit seinerdritten Frau, dem ehemaligen schwedischen Fotomodell Mirja zusammenlebt.
Dabei wäre das pralle Leben des Gunter Sachs spannend genug, auchohne den immer wieder boulevardesken Stil. Über sein heiß geliebtesMotorrad, eine Münchner Mammut, der er bis heute «die Treue gehaltenhat», heißt es: «In vier Minuten brausten mir vier Orkane um dieOhren - und das aus allen vier Himmelsrichtungen. Hinter jeder Kurveder Haute Corniche an der Cote d'Azur ein neuer Sturm aus aus Fahrtund Gegenwind mit Luftgeschwindigkeiten bis zu 190 km/h. Bäume,Masten und Hausdächer wären bei solcher Urgewalt gefällt, geknicktoder abgedeckt worden. Ich aber hielt die Stahlbraut (...) fest imSchenkelschluss und ließ mich - helmlos, in Jeans und T-Shirt - inden Rausch der Geschwindigkeit tragen.»
Doch gelegentlich - und das sind die persönlichsten Momente -schreibt Sachs auch über seine Schicksalsschläge: Den Tod seinerersten Frau nach einer eigentlich leichten Operation, den Selbstmordseines Vaters oder den Besuch im Wallfahrtsort Lourdes, um nach derGenesung einer guten Freundin ein Versprechen zu erfüllen. Er, derPlayboy, erlaubt Einblicke in seine Kindheit nach der Scheidungseiner Eltern, kurzem Aufenthalt im Kinderheim, aber auch glücklicherZeit in Schweizer Internaten. Sein Bruder Ernst Wilhelm starb 1977 ineiner Lawine. «Bild» titelte «Der Tote im Schnee ist an seinemReichtum erstickt. Gunter Sachs wehrte sich empört in einem OffenenBrief an Axel Springer, Jahre später söhnten sich beide auf der InselPatmo aus.
Gunter Sachs lässt den Leser an seinem Leben teilhaben, auch mitsehr persönlichen wie humorvollen Bildern. Alles zusammen macht denBand auch zu einem privaten Fotoalbum - eine sehr gelungene,kurzweilige Unterhaltungslektüre.
Gunter Sachs: Mein Leben.; Piper Verlag, München; 424 S., zahlreiche Farb- und Schwarzweiß-Fotos, 24,90 Euro, ISBN 3-492-04486-7
