Projekt des Thalia-Theaters Projekt des Thalia-Theaters: Leeres Hochhaus in Neustadt wird zu Hotel
Halle/MZ. - Das Thalia-Theater hat sich das Hochhaus zumProjekt-Ort erkoren und setzt dort mit Jugendlichendie Vision von der nutzbaren Platte um. DasZiel: das "Hotel Neustadt" zu erschaffen,ein Kunstgebilde zwar, aber mit 84 bewohnbarenZimmern, alle individuell gestaltet. Die Ideedazu entstand bereits im vergangenen Jahr,als das Thalia
auf der Peißnitz-Insel eine Stadt fürKinder von Kindern aufbauen ließ. Die logischeKonsequenz daraus: "Auch etwas mit Jugendlichenzu machen." Cora Hegewald, die schon das ProjektKinderstadt leitete, fand mit den Team-Kollegendie Antwort: "Wir sind schnell auf den Wohnaspektgekommen. Denn im Alter von 14 oder 16 träumtman von der eigenen Bude."
Ein Hotel soll es nun werden, eine vorübergehendeBleibe, die auch für das Theater selbst sinnvollist. Denn im September veranstaltet das Thaliaein internationales Festival. Die Teilnehmerbrauchen dann eine Unterkunft; also werdenauch sie im Hotel Neustadt wohnen. Das istjedoch noch nicht alles: Das Festival wirdauch in den Räumen des Hochhauses stattfinden.Von Theateraufführungen über Hörstücke bishin zu Aktionskunst reicht die Palette.
Doch so weit ist es noch nicht. Auf den erstenacht Etagen, die genutzt werden sollen, herrschtdas kreative Chaos. Neben der Herrichtungder sanitären Anlagen läuft die Zimmergestaltungauf Hochtouren. "60 Jugendliche sind dabeider harte Kern", erklärt der künstlerischeLeiter Benjamin Foerster-Baldenius, währender die Nachwuchs-Gestalter auf die Zimmeraufteilt.
Die 13-jährige Michaela und der 15-jährigeFranz haben das "Spiegelzimmer" abbekommen.Neben ganz reellen Spiegeln könnte man auchdas Nachrichtenmagazin dieses Namens nutzen,meinen die beiden. Zu einer Lösung findensie noch nicht, aber Michaela zieht ein erstesFazit: "Wenn man zu Hause schon nicht dieTapete voll malen kann, dann wenigstens hier."
Die Honeymoon-Suite, das Tigerenten-Zimmerund die Geometriewohnung sind dafür schonfast fertig. Auch im alten Studentenklub "Heimleuchte"im Keller tut sich einiges. Die Kids habendie Originalfarben an den Wänden frei gelegt.Nun erstrahlt der Raum wieder in blau, braunund orange. Ein Klub im Stile der 70er - warumnicht? Dass die "Heimleuchte" und die ScheibeA auch irgendwo Geschichte sind, weil sichtausend Geschichten um sie ranken, erfährtdas gesamte Projektteam immer dann, wenn ehemaligeHeimbewohner durch die offene Tür treten.Von Hochzeiten im Kellerklub ist dann dieRede, von Seminargruppen und dem Wohnen imdamals neuen Halle-Neustadt.
Doch nicht nur das Gespräch über die Vergangenheitwird durch das Projekt gefördert. Die Thalia-Mannschafthat den Eigentümer des Hauses, einen Unternehmeraus Hamburg, auf eine Idee gebracht. "Im Septemberrichtet er ein Büro hier ein", sagt Cora Hegewald."Er will jetzt überlegen, was aus dem Hochhauswird."