Procol Harum Procol Harum: Und die Orgel spielt den Händel-Blues
Halle/MZ. - Zwölf Jahre sind ein Augenblick im Leben einer Legende. Niemand weiß das besser als Gary Brooker, Chef und Gründer von Procol Harum. Als er das letzte Mal zusammen mit Matthew Fisher, und Keith Reid ins Studio ging, hing mitten in Europa noch ein eiserner Vorhang und der Welt drohte ein Atomkrieg!
Jetzt sind die drei Männer, die mit dem unwiderstehlichen Orgelstück "A Whiter Shade Of Pale" vor mehr als 40 Jahren ihren Platz im Rock-Olymp buchten, wieder da: Auf ihrem neuen Album "The Well's On Fire" findet die Band, die als erste versuchte, Klassik und Rock gleichberechtigt zu vermählen, zurück zur großen Form der frühen Tage. Nach einer Pause von fast einem Vierteljahrhundert - einen Soloversuch von Brooker als Procol Harum mit Mietmusikern nicht mitgezählt - ist das durchaus keine Selbstverständlichkeit.
Doch Album Nummer 12 hat alles, was ein echtes Procul-Harum-Werk haben muss. Fette Orgeln und große Melodien, gewaltige Gitarrenwände und epische Texte. Unterstützt vom ehemaligen Big-Country-Trommler Mark Brzezicki und dem Bassisten Matt Pegg, gelingen den drei gealterten Pomp-Rock-Größen gleich eine Handvoll Songs mit Erinnerungswert. Mal rockig wie bei "VIP Room", mal gefühlig wie in "The Emperor's New Clothes" ziehen Procol Harum vierzig Jahre nach Karrierestart noch einmal alle Register. Knackig treibt die Gitarre den "Wall Street Blues", "This World Is Rich" führt ein gebrochenes Klavier vor und für die Hymne "Fellow Travellers" wird noch einmal der gute alte Georg Friedrich Händel belehnt.
Das erinnert nicht nur von fern an "Whiter Shade Of Pale" - und so soll es wohl auch sein. Für die, die es danach immer noch nicht gemerkt haben, gibt es noch das instrumentale Finale mit dem seltsamen Namen "Weisselklenzenacht".
Da hockt sich Gary Brooker wieder hinter seine heißgeliebte Kirchenorgel. Und spielt Bach-Variationen auf eine Weise, dass man fünfeinhalb Minuten nur noch auf den Beginn des Überhits wartet. Der dann, der Mann mit dem weißen Kinnbart hat schließlich Humor, doch nicht kommt.
Procol Harum live am Donnerstag, 20. November 2003, Easy Schorre Halle, Einlaß ab 19 Uhr