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Popmusik Popmusik: Vom Milchbubi zum Melancholiker

Von Annette Reuther 13.03.2007, 10:26
Nach fast fünf Jahren auf Tauchstation hat der frühere Sänger Kim Frank der Teenager-Popband Echt mit dem Album «Hellblau» sein Solodebüt absolviert. (Foto: dpa)
Nach fast fünf Jahren auf Tauchstation hat der frühere Sänger Kim Frank der Teenager-Popband Echt mit dem Album «Hellblau» sein Solodebüt absolviert. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Nach fast fünf Jahren aufTauchstation hat der frühere Sänger der Teenager-Popband Echt mit demAlbum «Hellblau» sein Solodebüt absolviert. Aus dem Milchbubi undMädchenschwarm ist ein ausgewachsener Melancholiker geworden.

«Als ich geboren wurde, sah es zuerst nicht gut für mich aus.Klein, krank und blau kam ich zur Welt», schreibt der 24 Jahre alteFlensburger auf seiner Internetseite. 1998, als Kim 16 war, folgtedann mit der Schulband Echt die steile Karriere als Teenager-Star.Hits wie «Du trägst keine Liebe in dir» und das Rio-Reiser-Cover«Junimond» dudelten die Charts rauf und runter.

Mit dem letzten gemeinsamen Echt-Album «Recorder» ging es dannbergab. «Wir haben vor der Platte schon gewusst, dass wir uns trennenund haben das dann nur noch durchgezogen. Das haben die Leute wohlgemerkt», sagt Kim Frank heute. Was dann kam, beschreiben die einenals «Absturz» oder «Depression». Kim Frank nennt es die «Phase derVerarbeitung». Nach der Auflösung der Band im Jahr 2002 kam dieTrennung von seiner damaligen Freundin.

Es sei «schrecklich» gewesen, aber «ich fiel nicht in ein tiefesLoch. Und ich war auch nicht drogensüchtig - nicht mal annähernd»,sagt er mit Blick auf Berichte, er sei tagelang zugedröhnt gewesen.Er zog schließlich von Hamburg in ein Bauernhaus an der Ostsee undbastelte jahrelang an dem Soloalbum.

Zwar klingt der Titel «Hellblau» leicht und fröhlich, dochdurchziehen das neue Album vor allem Schmerz, Liebe, Trennung undEinsamkeit. Die erste Single «Lara» taugt somit auch gleich alsOhrwurm für Liebesgeplagte: «Vorbei, vorbei, die Zeit zu zweit, ichfühl' mich bereit für die Traurigkeit.» «Sehnsucht und Melancholiesind die Essenz von Popmusik», erklärt Kim Frank. Und manche Frauenkeine schlechte Inspiration dafür. «Es gibt Frauen, da kommst du aufdie besten Ideen, nur weil sie dasitzen. Die inspirieren dich in denschnödesten Momenten.»

Das Leid ist für ihn, der derzeit auch privat solo ist, nicht nurstetiger Quell neuer Ideen, sondern auch Koketterie. «Killer derKreativität ist Gleichströmigkeit. Wenn alles ganz gut ist, wie esist, dann bist du nicht kreativ. Dann muss man das Leiden irgendwieselbst provozieren.» Wenig erbaulich klingt dann auch seinpersönliches Lieblingslied der neuen Platte, «Für schlechte Zeiten»:«Ich kann und will nicht mehr, mein Leben gibt nichts her. Ob'sjemals anders war, ist nicht mehr klar.»

Trotz der frustigen Zeilen will Kim Frank mit seinem soften undeingängigen Gitarren-Pop wieder Deutschland erobern. «Live spielenist wie Sex. Das hat mir sehr gefehlt.» Am 21. Mai beginntvoraussichtlich seine Tour in Flensburg. Konzerte sind auch inHamburg, Berlin, München, Köln und Dresden geplant. Und kommendesJahr will er dann eine neue Platte herausbringen.