Popband Stoa Popband Stoa: Stars in der Welt, unbekannt daheim
Halle/MZ. - Es passt Halles erfolgreichstem Pop-Musiker sehr gut, dass ihn niemand kennt. "Ich bin keiner, der das braucht, öffentlich angehimmelt zu werden", sagt Olaf Parusel. Er ist Gründer, Kopf und Chef der Band Stoa, die an der Saale kaum mehr ist als ein Mythos.
In China, Mexiko, den USA oder Peru ist das ganz anders. Dort genießt die Band, die betörende Melodien und bedrückende Atmosphäre, klassizistischen Orgelklang und dunkle Pop-Attitüde zu mischen weiß wie keine andere, Kultstatus. Das letzte Album der Gruppe, zu der neben Parusel die Sängerin Mandy Bernhardt gehört, erschien zuerst bei einem mexikanischen Label. In Russland wurde das vorjährige Werk "Zal" gar zur besten Gothic-Platte des Jahres gewählt.
So verwundert es kaum, dass die beiden seit Jahren vergriffenen Frühwerke der Band inzwischen legendär sind. Zumal Parusel, eher Studiotüftler als Bühnen-Magier, Stoa von Anfang an auf Live-Diät gesetzt hat: Tourneen gibt es gar nicht, Konzerte höchstens ein-, zweimal im Jahr. "Es muss etwas Besonderes dabei sein, wenn wir auftreten", begründet der 35-Jährige, "der Ort muss uns interessieren oder die Konstellation."
Profane Muggen in anonymen Sporthallen dagegen tut sich der eigensinnige Komponist nicht an - nein, es muss schon das Völkerschlachtdenkmal sein, ein Kirche oder ein Stadion in Mexiko.
Verknappung ist so längst ebenso Teil der Stoa-Legende geworden wie die Unsichtbarkeit der Akteure. Während Olaf Parusel, der einst Punk war und rüden Rock produzierte, im Studio seiner stillen halleschen Dachwohnung Songs für die australische New-Age-Queen Luisa John-Krol schrieb, kletterten draußen in der Welt unablässig die Preise für das 1992er Debütalbum "Urthona" und den 1994 veröffentlichten Nachfolger "Porta VIII".
Bei Amazon kostete "Urthona" schließlich 199 Euro, in Internet-Auktionen wurde auch "Porta VIII" zu Mondpreisen gehandelt. Zeit für Parusel, zu handeln. Von der halleschen Künstlerin Felicitas Fröb ließ der gelernte Nachrichtentechniker die Original-Alben vorsichtig neu gestalten. Maik Hartung von der geistesverwandten Dark-Pop-Band Love Is Colder Than Death remasterte die Originalaufnahmen und machte das gefühlige Dunkel der Stoa-Musik noch strahlender.
So klingt "Urthona" zeitlos schön, unangreifbar in seiner Pracht aus Computersounds und Streichinstrumenten, während "Portha VIII" tief hinunter in die "Seelenkammern" (Parusel) des klassischen Blaubart-Märchens steigt, um auf den Spuren von Bela Bartok eine Art Musik zu finden, die keine Zeit und keinen Ort mehr kennt.
Stoa und Love Is Colder Than Death, 4. September, Völkerschlachtdenkmal Leipzig