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Popband Mia in Leipzig Popband Mia in Leipzig: Die Katze lässt das Mausen nicht

Von mathias schulze 25.01.2015, 18:30
Maria Mummert alias Mieze Katz
Maria Mummert alias Mieze Katz mathias schulze Lizenz

leipzig - Die Ansage der 35-jährigen Sängerin Maria Mummert, besser bekannt unter dem Künstlernamen Mieze Katz, hatte es in sich. Im ausverkauften UT Connewitz in Leipzig formulierte sie: „Heute wollen wir feiern, hier könnt ihr eure Wut rauslassen.“ Ob gewollt oder nicht, aber die Anspielung auf die gute, alte Triebabfuhr im Konzert passte perfekt, denn zu nachweislich kanalisiert sich momentan vieles in Rechtspopulismus, Verschwörungstheorien und Fremdenhass.

Anders bei Mia. Die Band tourt derzeit auf ihrer „United States of Du & Ich“- Tour durch kleinere Clubs der Republik. Zusammen mit Andy Penn (Gitarre), Gunnar Spies (Schlagzeug) und Robert Schütze (Bass) präsentierte Mieze Katz Hits und Kostproben aus dem abgekündigten Album „Neue Ära“.

Inmitten zahlreicher Lichtblitze und abgeschmeckt mit Pop-Rock- und Elektroelementen waren sowohl Ohrwürmer („Tanz der Moleküle“, „Alles neu“, „Hungriges Herz“) als auch Songs wie „Queen“, „Nein! Nein! Nein!“ und „Bling/Geld“ zu hören. Im letzteren Lied formuliert sich dann auch eine Utopie, die auf die Angst der bürgerlichen Mittelschicht reagiert: „Ich hab die Wut in mir, ob all der Ungerechtigkeit. Gestrebt wird nach oben, getreten wird nach unten. Hast du auch die Wut in dir? Dann sind wir schon zu zweit. Der Hype wird verschwinden, an dem Tag, an dem Liebe reicht.“

So einfach wird sich die Macht des schnöden Mammons wohl nicht überlisten lassen, aber bezeichnend sind diese Zeilen schon. Immer wieder vermischen sich gesellschaftskritische Töne mit metaphorischen Aussagen. Da ist das Leben eine Berg – und Talfahrt, da wird die Sehnsucht nach einem radikalen Neustart vertont, da bekommen selbstbestimmte Frauen im Song „Mausen“ ihre moralische Unterstützung: „Nein, die Katze lässt das Mausen nicht. Nein, der Kopf lässt seine Flausen nicht. Und das Herz, das lässt das Sausen nicht sein.“

Bei Mia verschwimmen die Grenzen. Ein bisschen Punk, ein bisschen Kitsch, ein hungriges Herz, ein bittersüßer Schmerz, ein wenig Hoffnung auf Erlösung. Gekonnt sammelt man auch das Schlagerpublikum ein. Die im Jahre 1997 gegründete Band feierte 2003 mit dem Song „Was es ist“ ihren Durchbruch. Dort stehen auch jene Zeilen, die auf die Lyrik Erich Frieds verweisen und allzu pedantische Interpreten als Nationalismus auslegen können: „Es ist, was es ist, sagt die Liebe. Was es ist, sagt der Verstand. Wohin es geht, das woll'n wir wissen. Und betreten neues, deutsches Land.“

In Leipzig war aber keine Deutschlandfahne zu sehen, vielmehr stattete sich Mieze Katz mit multikulturellen Kostümen aus. Diese Band will einfach nur fliegen ohne „Fallschirm“, ihre Wut fordert Menschen, die wahrlich nicht mit strammen Marschierer zu verwechseln sind: „Und Gott, lass es Männer regnen. Ich treib’s wieder zu weit, am liebsten zu zweit.“ Die Fans dankten begeistert. (mz)