Pop Pop: George Michael tourt nach 15 Jahren wieder
Stuttgart/dpa. - Der britische Popstar George Michael hat aufseiner ersten Tournee seit 15 Jahren seine deutschen Anhänger inStuttgart hellauf begeistert. Bei einem Mix aus flotten Disco-Hitsund langsamen Liebesballaden feierten mehr als 12 000 Menschen amSamstag in der Schleyerhalle die Rückkehr des Pop-Idols der 80er und90er Jahre. Mit Songs wie «Outside» und «Everything She Wants»verwandelte der Star die Halle zeitweilig in eine riesige Discothek.Auf seiner Jubiläumstour «25 LIVE», die in Deutschland mit demKonzert in Stuttgart begann und bis zum 13. November dauert, erinnertder 43-Jährige an den Beginn seiner Karriere vor 25 Jahren.
Die riesige Bühne mit Leuchtdioden wellte sich wie ein Teppich insPublikum, produzierte stets die passenden Bilder zu den Songs:Lichtspiele, Cartoons, Fotos, Filme. Zum Beginn der Show - zum Intro«Waiting» - war der Star zunächst nur zu hören, Sterne funkelten, inder Mitte der Bühnenwand eine knallrote Amplitude, die mit stärkerwerdendem Bass ausschlug, bis sich die ganze Fläche rot färbte. DieBühne teilte sich, und George Michael in einem leichten schwarzenAnzug, mit getönter Brille und Dreitagebart trat unter lautem Jubelvor seine Fans: «Hello, Stuttgart», sagte er.
Was folgte, war eine fein durchinszenierte Show mit überragendemSound, 18 Songs, einer Pause nach einer Stunde und zwei Zugaben.Background-Sänger und die große Band auf drei Etagen links und rechtsder Bühne ließen gemeinsam mit dem früheren Frontmann des ErfolgsduosWham! noch einmal Superhits wie «Jesus To A Child», «I'm Your Man»und «Father Figure» erklingen und viele der inzwischen auch ältergewordenen Anhänger an vergangene Zeiten denken. Bei Titeln wie «ADifferent Corner» hielt es auch die wenigen sitzenden Besucher -unter ihnen Pur-Sänger Hartmut Engler - nicht mehr auf ihren Plätzen.
Einfühlsam mit weicher und der oft markant hohen Stimme sangMichael «The First Time Ever I Saw Your Face» und «Careless Whisper».Routiniert spulte er das fast durchweg bekannte Repertoire ab, das soglatt eingespielt und ohne Improvisation über die Bühne ging, dassder Abend mit einer perfekt geschnittenen Show auf DVD hättekonkurrieren können. «Mir war es zu wenig Individualität», meinte einBesucher. Der Sänger sagte im Grunde nichts - außer dann noch «GoodNight».
Doch schlug er wie schon in der Vergangenheit auch kritische Tönean, als er zum Song «Shoot The Dog» mit einer Karikatur die US-freundliche Irakpolitik der britischen Regierung anprangerte. Dazuließ er neben einem Cartoon des US-Präsidenten George W. Bush einedeckenhohe Puppe aufblasen und öffnete in Augenhöhe deren Hosenstall.Am Geschlechtsteil des mutmaßlichen US-Politikers blies sich einriesiger nuckelnder Boxer-Hund mit britischer Flagge auf dem Rückernauf, der mit dem Schwanz wedelte, als er den Mann befriedigte.
Überschattet worden war die Tournee von der zweiten Festnahme desPopstars in diesem Jahr wegen Drogenmissbrauchs. Anfang Oktober wurdebekannt, dass man Michael in London am Steuer seines Autos in einemkomatösen Zustand entdeckt hatte. Laut Medienberichten bestreitet derSänger aber, Drogen genommen zu haben oder betrunken gewesen zu sein.In Stuttgart ließ Michael - nach eigenen Angaben in bester Form - beidem zweistündigen Konzert keine Erschöpfung erkennen. «Es hätte ruhignoch ein bisschen länger gehen können», sagte eine Konzertbesucherin.
George Michaels weitere Konzerte in Deutschland: Leipzig (16.10.),Oberhausen (17.10.), Frankfurt (25.10.), München (29.10./30.10.),Berlin (6.11.), Hamburg (7.11.), Mannheim (9.11.), Köln (13.11.)