Pop Pop: Courtney will es nach zwölf Jahren nochmal wissen
London/dpa. - Nun will die «Grande Dame»in Sachen Ärger mit der Justiz wieder mit ihrer Musik wahrgenommenwerden. Mehr als 16 Jahre nach Cobains Selbstmord erscheint amFreitag das neue Album ihrer Rockband Hole. «Nobody's Daughter» sei«gefühlsmäßig und mental echt derbe», sagte die 45-Jährige imInterview mit der Deutschen Presse-Agenturin London. «Ich habe michmit Dingen konfrontiert, die ich lange Zeit nicht angepackt habe.»
Zwölf Jahre war Funkstille bei Hole. Denn die privaten Problemevon Love, die mit gebürtigem Namen Courtney Michelle Harrison heißt,häuften sich: Drogen, Alkohol, Einbrüche, Entzug des Sorgerechts fürdie Cobain-Tochter Frances Bean (17) und Kontaktverbot, Aufenthaltein Gefängnissen und Entzugskliniken, Essstörungen und so weiter.Darauf will sie nicht angesprochen werden; nur eines: «Ich habe keineDrogen genommen, um diese Platte aufzunehmen, mir geht's gut».
Mit den negativen Schlagzeilen soll mal wieder Schluss sein. Lovesuchte in England neue Mitglieder für ihre Band. Mit ihnen habe siezeitweise zusammengelebt. «Vor zwei, drei Jahren war mein Album schonfertig. Das habe ich weggeschmissen», sagte die Rocksängerin. DiesePlatte sollte eigentlich als ihr zweites Solo-Album auf den Marktkommen. «In den vergangenen fünf Jahren habe ich so viel Mühe undMoneten in diese Scheibe gesteckt, jede wache Stunde und mancheStunden während des Schlafs. Das war sehr, sehr hart und sehr teuer.»Kosten hat auch der Rechtsstreit mit Hole-Gründungsmitglied EricErlandson verursacht. Er wollte weitere Aktionen der Band untersagen.
Gestritten wird außerdem um den Musikstil von Hole und Love. Siewerden eigentlich dem Grunge zugeordnet, den Nirvana und Cobainmaßgeblich mitschufen. Doch davon will die Cobain-Witwe nichts hören.«Wir haben nie Grunge gemacht, genauso wenig wie die Nine Inch Nailsund die Red Hot Chili Peppers. Wir machen schwere, laute Rockmusik.»
Doch gerade «Nobody's Daughter» ist eine Parade-Platte im Stil desso oft totgesagten Grunges. Die charakteristischen, kräftigverzerrten Gitarren und mit Angst gefüllten Texte durchziehen dasAlbum. Ihre Essstörung verarbeitet die Musikerin mit vulgären Wortenin «Skinny Little Bitch». Die Single wurde am vergangenen Freitagvorab veröffentlicht.
Cobain ist allgegenwärtig. Im Titellied singt die 45-Jährige vonFurcht, Schmerzen und Horror: «Machte etwas besser, er behielt es fürsich, ich bin nicht so doof, ich brauche einfach viel Hilfe (...)Niemands Tochter, das war sie nie, das wird sie nie werden, jemandemverbunden sein, den sie nicht töten kann». In «Pacific CoastHighway», geschrieben in einer Entzugsklinik, hält die Witwe «DeineWaffe in meiner Hand». Cobain erschoss sich am 5. April 1996 im Altervon 27 Jahren im Drogenrausch mit einer Schrotflinte.
Das neue Hole-Album sei nicht so düster wie der Vorgänger,«Celebrity Skin», sagte Love. «Das war eine schwere schmierigePlatte, so eine dunkelschwarze Aschewolke wie der Vulkan in Island."Nobody's Daughter" ist pink und rot und hat die Farben von einemSonnenuntergang in Los Angeles. Mann, ich hasse und liebe dieseStadt, ich will eigentlich zurück nach New York.» Dort werden sie undHole schon am kommenden Dienstag für ein Konzert sein. Im Mai kommtdie Band nach Hamburg (11.), Berlin (14.) und Köln (15.).
