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Polizeiruf 110 Polizeiruf 110: Bangen um Kommissar Schmücke

Von Sophia-Caroline Kosel 15.04.2011, 12:35
Schauspieler Jaecki Schwarz als Kommissar Herbert Schmücke. (FOTO: DPA)
Schauspieler Jaecki Schwarz als Kommissar Herbert Schmücke. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Halle (Saale)/dpa. - Großer Leichtsinn bringt Hauptkommissar HerbertSchmücke (Jaecki Schwarz) in Lebensgefahr: Im Alleingang will er dieEntführer der 18-Jährigen Lissi schnappen - und wird aus demHinterhalt niedergeschossen. Es sind kaum fünf Minuten vergangen, daliegt er in einer Blutlache im Matsch. Sehr real wirkt diesespolizeiliche Vorgehen nicht, doch der Dramaturgie des Films gibt eseine zusätzliche emotionale Note. Während der Ermittler im nächstenARD-«Polizeiruf 110» diesen Sonntag (20.15 Uhr) bis zum Ende derEpisode auf der Intensivstation mit dem Tod ringt, müssen seineKollegen den Fall alleine lösen.

Unbekümmert läuft Lissi (Michelle Barthel) durch eingutbürgerliches Viertel - bis ein schwarzer Wagen hält und zweiMänner sie von der Straße wegzerren. Es dauert nicht lange, bis dieEntführer von den getrennt lebenden Eltern des Teenagers eineMillion Euro fordern. Natürlich sollen Vater und Mutter des Mädchenskeine Polizei einschalten - und natürlich halten sie sich nicht andiese Forderung. Schnell tauchen im noblen Anwesen der Mutter -Besitzerin einer boomenden Firma im Bitterfelder «Solar Valley» -die Kommissare Herbert Schneider (Wolfgang Winkler) und Nora Lindner(Isabell Gerschke) auf.

Erwartungsgemäß bekommt sich das getrennte Elternpaar -einfühlsam gespielt von Julia Bremermann und Heikko Deutschmann -schnell wegen Nichtigkeiten in die Haare. Zur Klärung des Fallskönnen die wohlsituierten Moltkes nicht beitragen, weil die Tochterschon lange nicht mehr so brav ist, wie sie denken. «Sie konnte dochmit uns über alles reden», lautet der klassische Satz, als ihnenlangsam klar wird, dass die Pubertierende seit einiger Zeit ihreeigenen Wege geht.

Während die Eltern nun plötzlich ohne Wissen der PolizeiAlleingänge starten und damit ihre Tochter in noch größere Gefahrbringen, schafft es die clevere Lissi in ihrem Gefängnis - einerGartenlaube -, sich von den Fesseln zu befreien. Die so mehrfach ausdem Konzept gebrachten Gewalttäter werden immer gefährlicher - undder Zuschauer ahnt ebenso wie die Ermittler immer mehr, dass es nocheinen Hintermann der Entführung geben muss.

«Bei diesem Fall stimmt überhaupt nichts», ärgern sich dieErmittler. Doch genau das Unvorhersehbare macht diesen Polizeirufspannend. Nebenher gelang Regisseur Jorgo Papavassiliou noch einZufallstreffer: Mitten in der Energie-Wende, die so bei denDreharbeiten noch nicht vorhersehbar war, wirft er einen Blickhinter die Kulissen von Solar-Produzenten. Diese kommen hier nichtgut weg; etwa, weil sie ein spritfressendes Auto fahren. Ihre Kinderverachten das scheinheilige Verhalten ihrer reichen Eltern undwenden sich daher lieber völlig anderen sozialen Gruppen zu.

Die mutige, aber im Gegensatz zu ihrem Kollegen Schmücke nichtunvorsichtige junge Kommissarin Nora Lindner verhindert schließlichbeim Countdown, dass es mehr als einen Toten gibt. Psychologischgeschickt und in erfrischender Spielweise bringt sie den Haupttäterdazu, aufzugeben. Das martialisch ausgerüstete Sondereinsatzkommandoverblasst dabei zur Kulisse.