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Philharmonisches Staatsorchester Halle Philharmonisches Staatsorchester Halle: Auftakt in Kagoshima mit Händels Wassermusik

Von Tobias Müller 14.10.2004, 17:51

Halle/MZ. - "Ein wenig habe ich gelogen, aber nur ein wenig." Atsushi Nukii lächelt sein Kleine-Jungen-Lächeln, schlägt die Augen nieder und zieht noch einmal an seiner Zigarette. Er sitzt in Tokio, während er erklärt, wie er das Philharmonische Staatsorchester Halle nach Japan geholt hat. Deutsche Orchester sind in Japan zwar gefragt, aber bekannt sind nur die aus Metropolen wie Berlin, München oder Frankfurt. Das Leipziger Gewandhaus könne man sicher auch noch anbieten - aber ein hallesches Orchester?

Nun kennt Atsushi Nukii den Kulturbetrieb Nippons gut. Als Berater der Kulturstiftung von Kobe Shimbun, einem Medienkonzern aus Japans Zentrum, gilt sein Wort. Nach dem verheerenden Erdbeben vom Januar 1995 in Kobe hat sich der Konzern dem kulturellen Wiederaufbau verschrieben und lädt alljährlich ein ausländisches Orchester ein. "Ich habe gesagt, ich kenne das Orchester aus Halle sehr gut", erzählt Nukii. "Aber das stimmte damals, vor zwei Jahren nicht ganz." Inzwischen ist er in mehreren Konzerten zum Partner des Orchesters geworden.

Für die Philharmoniker ist es das erste Mal, dass sie im Fernen Osten gastieren. "Das ist eine einmalige Chance, die ich nicht entgehen lassen wollte", sagt Hannes Schmidt, Intendant des halleschen Orchesters. "Zumal, wenn man bedenkt, dass dem Staatsorchester kein Cent an Kosten entsteht." Für die 13-tägige Gastspielreise der Hallenser haben sie sechs Konzerte organisiert.

Obwohl eine Konzertkarte zwischen 20 und 80 Euro kostet, spielte die Philharmonie Halle zum Auftakt in Kagoshima, am südlichsten Zipfel Japans, vor ausverkauftem Saal ein Programm mit Händels Wassermusik, Schumanns a-moll-Klavierkonzert und Beethovens 6. Sinfonie. Danach ging es weiter nach Kagosawa bei Osaka, bei dem die 59 Musiker mit 200 Bürgern der japanischen Kleinstadt unter anderem das Hallelujah aus Händels Messias aufführten.

Den vorerst größten Erfolg auf der Gastspielreise durch Japan erlebten die Philharmoniker in Miki bei Kobe, wo ihr Konzert in die 50-Jahrfeiern des Ortes integriert worden war. Das war insofern praktisch, als der anwesende Bürgermeister gleich eine Ausnahmegenehmigung für die Konzerthalle erteilen konnte. Dadurch wurden zusätzlich zu den 1 300 Sitzplätzen 200 Stehplätze eingerichtet. Trotzdem mussten 400 Musikliebhaber nach Hause geschickt werden, weil der Platz nicht reichte.

Das Orchester bekam schließlich minutenlangen Beifall, der auch nach drei Zugaben nur dadurch beendet werden konnte, dass der Dirigent die Konzertmeisterin an der Hand von der Bühne führte.