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Patrick Stewart Patrick Stewart: Vom Schulabbrecher zum Ritter der britischen Krone

12.07.2010, 07:24
Der britische Schauspieler Patrick Stewart feiert am 13. Juli seinen 70. Geburtstag. (FOTO: DPA)
Der britische Schauspieler Patrick Stewart feiert am 13. Juli seinen 70. Geburtstag. (FOTO: DPA) EPA

New York/dpa. - Dass man einen mittellosen Schulabbrecher ausNordengland einmal mit «Sir» anreden würde, hätte Patrick Stewartwohl selbst nicht gedacht. Doch mehr als ein halbes JahrhundertSchauspielkunst haben aus dem armen Jungen aus Nordengland einenRitter der britischen Krone, einen Universitätskanzler und einenWeltstar gemacht, den einige als Shakespeare-Interpret, andere alsRaumschiffkapitän verehren. An diesem Dienstag (13. Juli) wirdPatrick Stewart 70 Jahre alt.

Stewart kam 1940 als Sohn eines Unteroffiziers in Yorkshire zurWelt. Zu seinen deutlichsten Kindheitserinnerungen gehören die Armutund die Gewalttätigkeit des Vaters, der die Mutter immer wiederschlug. Jahrzehnte später verarbeitete der zum Weltstar gewordeneSchauspieler das in einem Spot für «Amnesty International».

Eine höhere Schulbildung wurde dem späteren Universitätskanzlernie zuteil. Als er mit 15 die Schule abbrach, hatte er aber schoneinige Jahre Schauspielunterricht hinter sich. Stewart verdanktediese Leidenschaft seinem Englischlehrer. Der habe ihm eineShakespeare-Ausgabe in die Hand gedrückt und gesagt: «Und nun steheauf und spiele!»

Und Stewart spielte. Erst am Stadttheater, bald jedoch mit derRoyal Shakespeare Company. An der Seite eines jungen Mannes namensBen Kingsley, der später den «Oscar» für seine «Gandhi»-Darstellungerhalten sollte, spielte Stewart die klassischen Rollen des großenDramatikers. Auch am Broadway debütierte der junge Engländer. Undgleichzeitig war Stewart im Fernsehen ein oft gesehenes Gesicht.

In Krimis und Historienschinken, auch in Shakespeare-Verfilmungenwar er zu sehen. Wie sein Freund Kingsley spielte er einmal Lenin. InKinoklassikern wie «Excalibur» war er ebenso prominent dabei wie in«Dune - Der Wüstenplanet». Und dennoch: Das Gesicht hatte man zwarschon mal gesehen, ein Star war Stewart aber nicht.

Das änderte sich erst mit «Raumschiff Enterprise: Das nächsteJahrhundert». Für die Neuauflage des Science-Fiction-Klassikerssuchten die Produzenten einen brillanten Schauspieler, der aber nichtdurch andere Rollen festgelegt war. Ein Europäer sollte dieserRaumschiff-Kapitän Jean-Luc Picard zudem sein.

Da kam Stewart gerade recht. Nicht mit französischem, aberimmerhin mit britischem Akzent saß er sieben Serienjahre und nocheinige Kinofilme auf der Brücke der «Enterprise». Die Rolle desKapitäns habe ihm mehr Spaß gemacht als alle Könige und HeldenShakespeares, sagte er einmal.

Für Stewarts Wandlungsfähigkeit - und seinen Mut - spricht, dasser gleich nach dem entschlossenen Captain Picard den schwulenSterling in dem Film «Jeffrey» spielte. Betont feminin wirft er sichmit kritischem Blick einen weiten roten Schal um die Schultern undfragt «Kann ich das tragen? Oder sehe ich damit aus wie ein schwulerSuperheld?» Stewart schafft es, dass König Lear und Captain Picardplötzlich ganz weit weg sind.

Privat räumt der Engländer nach zwei gescheiterten Ehen einen Hangzu deutlich jüngeren Frauen ein. Sir Patrick ist Sympathisant derLabour-Partei, kritisierte sie aber wegen des Irakkrieges scharf. Voreinigen Jahren kehrte er «aus Heimweh» aus den USA nachGroßbritannien zurück. Dort ist er Kanzler der kleinen University ofHuddersfield und begeisterter Unterstützer des dortigen Fußballclubs.

Zuletzt war er in den «X-Men»-Filmen zu sehen und seine markanteStimme immer wieder in Synchronisationen zu hören. Aber Shakespeare,dessen Stücken er seine Ritterwürde verdankt, bestimmt noch immersein Leben. Nicht umsonst hatte auch Captain Picard im 24.Jahrhundert immer wieder den englischen Dramatiker zitiert.