Panorama Panorama: Asisi präsentiert 360 Grad Antike

Dresden/Berlin/dapd. - Rasende Geschwindigkeit undmonumentale Kunst - was so gar nicht zusammenzupassen scheint,vereinbart der Künstler Yadegar Asisi ganz selbstverständlich. Beider Präsentation seines jüngsten Werkes, eines 360-Grad-Panoramasdes antiken Pergamon, steht er am Montag im Dresdner Panometer undredet so schnell, dass seine Zuhörer kaum folgen können. Mitleichtem sächsischem Akzent erzählt der iranischstämmige und inLeipzig aufgewachsene Berliner Künstler, dass es ihm bislang niegelungen ist, all das umzusetzen, was in seinem Kopf war. «Ichdachte immer: Ich will mehr Bilder machen!»
Bilder wie sein aktuelles, von dem am Montag in dem ehemaligenGasometer nur ein Teilstück für einen Vormittag zur Probe hängt, 10Meter breit, 25 Meter hoch. Das gesamte Bild wird einen Kreis vonrund 100 Metern Umfang umspannen und ab dem 30. September Besucherin eine Ausstellung des Berliner Pergamonmuseums einführen.
«Pergamon. Panorama der antiken Metropole» heißt die Schau, undgenau so ein Panorama haben Asisi und seine rund 50 Mitarbeitergeschaffen. Es soll den Burgberg von Pergamon im Jahr 129 in seinerGesamtheit von 300 Höhenmetern zeigen. Mit Projektionen, Geräuschenund Musik soll der Besucher ganz in diese Welt hineingezogen werdenund einen kompletten Tag in der antiken Stadt miterleben.
70 Statisten in historischen Kostümen
Für das Panorama machten Asisi und seine MitarbeiterLandschaftsaufnahmen am Originalort, dem heutigen Bergama in derTürkei, steckten 70 Statisten in historische Kostüme undrekonstruierten mit wissenschaftlicher Unterstützung, zugleich abermit künstlerischer Freiheit, das Aussehen der antiken Stadt. «Daswar eine unglaubliche inhaltliche Herausforderung», sagt derstudierte Maler und Architekt.
Die ersten Gespräche zu dem Projekt mit Wissenschaftlern derAntikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin hätten vor fünfJahren begonnen, erzählt Asisi. «Vor 10 oder 20 Jahren wären Museennoch nicht bereit gewesen für so eine Verbindung von Wissenschaftund Kunst.» Nun wurde der Künstler nach eigenen Angaben sogarmaßgeblich in die Gestaltung der Ausstellung eingebunden.
Die Besucher werden laut Asisi die Ausstellung durch seinPanorama betreten - gerade entsteht im Ehrenhof der zylinderförmigeStahlbau dafür. Danach geht es weiter in die Ausstellung mit zumTeil noch nie gezeigten Exponaten wie originalen Götterstatuen. Das«Highlight» des Museums, der berühmte Pergamonaltar, komme erst zumSchluss. Wenn Besucher ihn erst dann zu Gesicht bekämen, würden siesich an seine Darstellung im Panorama erinnern und «verorten»können, was sie sähen, sagt Asisi.
Die Monumentalwerke zusammenschieben wie Gardinen
Realisieren konnte er sein Projekt, wie er während seineratemlosen Präsentation betont, nur mithilfe seines technischenPartners, der Firma Marx & Moschner aus dem nordrhein-westfälischenLennestadt. Sie hat den Druck und die Hängetechnik entwickelt undausgeführt.
Seit der ersten Zusammenarbeit vor drei Jahren habe sich vielgetan, erzählt deren Technischer Leiter, Raimund Marx: Die Auflösungder Drucke sei höher als zuvor, die Bilddatei etwa zehn Terabytegroß, der 700 Kilogramm schwere Polyesterstoff sei feuchtigkeits-und knickunempfindlich und dank neuer Hängetechnik frei beweglich.So könne man ein Panorama wie eine Gardine zusammenschieben und einneues davorhängen. Diese Technik ermöglicht es Asisi nun, mehr«Bilder zu machen» als je zuvor, auch vorübergehend ein anderesPanorama in seinen Panometern in Dresden oder Leipzig aufzuhängen.
Zehn Projekte hat sich der Künstler bis 2013 vorgenommen,darunter ein Panorama zur Berliner Mauer, eins zur Völkerschlacht inLeipzig, eins zum Untergang der Titanic sowie einige Neuauflagen vonDresdner und Leipziger Schauen. «Ich habe wahnsinnige Lust, dieseDinger hinzusetzen», sagt Asisi. «Ich glaube, jetzt sind wirsoweit.»