Österreichischer Komponist Österreichischer Komponist: Einfühlsamer Schöpfer von Liedern

Wien/dpa. - Einfühlsam und mit großer Achtung vor dem Wort hat der österreichische Komponist Hugo Wolf die Lyrik der deutschen Klassiker vertont. Seine Kompositionen zu Gedichten von Goethe, Eichendorff und Mörike zählen zu den Höhepunkten des Kunstliedes. Hundert Jahre nach seinem Tod am 22. Februar 1903 ist die Bedeutung des Spätromantikers Wolf unbestritten. Auskosten konnte Wolf seinen Erfolg zu Lebzeiten nicht. Als sich der Musiker in Wien und auch international durchsetzte, holte ihn eine unheilbare Krankheit ein.
Wolf genoss großes Ansehen in seinem Freundeskreis und konnte sich auf Gönner verlassen, die ihn materiell unterstützten. Doch jeder Versuch, eine feste Anstellung zu übernehmen, scheiterte - nicht zuletzt am schwierigen Temperament des Musikers und an seiner labilen psychischen Verfassung. Schon seine Ausbildung am Musikkonservatorium in Wien, die sich der 1860 geborene Spross einer die Musik liebenden Grazer Kaufmannsfamilie als 15-Jähriger ertrotzt hatte, musste er nach zwei Jahren abbrechen. Sein eigenwilliges und ungeduldiges Naturell brachte den begabten jungen Musiker in Konflikt mit Lehrern und Leitung.
Der Musiker blieb in Wien, vervollständigte sein Studium der Harmonielehre und Komposition auf eigene Faust und verdiente sich als Musiklehrer seinen knappen Lebensunterhalt. Wenige Monate wirkte er von 1881 bis 1882 als zweiter Kapellmeister am Stadttheater in Salzburg und verfasste dann für das «Wiener Salonblatt» von 1884 an drei Jahre lang Musikkritiken. In seinen Texten polemisierte er zum Teil boshaft gegen Brahms und bezog leidenschaftlich Stellung für Richard Wagner, Franz Liszt oder Hector Berlioz.
Für Wagner, dem er während seiner Zeit am Konservatorium im November 1875 begegnete, hegte Wolf zeitlebens glühende Verehrung. Neben den Werken der großen Musiker beschäftigte er sich auch mit der Lyrik Goethes und Heines. In seinem eigenen Schaffen fand er als Schöpfer einfühlsamer Liedkompositionen zu einer ausgewogenen Synthese zwischen Singstimme und Klavier. Besondere Bewunderung gilt Hugo Wolf für seine Darstellung dramatischer Momente im Lied. Mit hohem musikalischen Feinsinn und psychologisch präziser Deutung bringt er dichterische und klangliche Poesie in Einklang.
Wolfs Hauptwerk, die Lieder nach Eduard Mörike, Joseph von Eichendorff, Goethe und Gottfried Keller, entstand zwischen 1888 und Ende 1891. In seiner produktivsten und erfolgreichsten Schaffensperiode wurden seine Kompositionen vielfach gespielt. Seine erste Oper «Der Corregidor» fand 1896 bei der Uraufführung in Mannheim große Anerkennung. Wolf vertonte auch Gedichte von Shakespeare und Lord Byron und arbeitete gleichzeitig an seiner zweiten Oper «Manuel Venegas».
Als Gustav Mahler eine Aufführung des «Corregidor» in Wien ablehnte, kam es zum Bruch mit dem einstigen Studienfreund - mit ein Auslöser für einen Nervenzusammenbruch im Jahr 1897, der das vielfältige Schaffen Hugo Wolfs jäh beendete. Die Syphilis- Erkrankung, mit der er sich 20 Jahre zuvor angesteckt hatte, kam voll zum Ausbruch. Eine progressive Paralyse zwang den Komponisten zu verschiedenen Klinik-Aufenthalten. Am 22. Februar 1903 starb der Musiker in einer Wiener Nervenklinik.