Ost-Ampelmännchen Ost-Ampelmännchen: DDR-Kult-Logo überdauerte die Wende

Leipzig/afp. - Mittlerweile regelt das Ampelmännchen längst nicht mehr nur den Verkehr. Als grüner Geher oder roter Steher haben sich der Ampelmann und inzwischen auch sein weibliches Pendant als einträgliche Marke etabliert. Rund um das Ampel-Logo gibt es über 500 Produkte - vom T-Shirt über Fruchtgummis und Fußmatten bis hin zum Babystrampler.
Als «Vater» des Ampelmännchens gilt der Verkehrspsychologe Karl Peglau. Am 13. Oktober 1961 stellte er im damaligen DDR-Verkehrsministerium seine neue Fußgänger-Ampel vor. Aber erst 1969 kamen die Ampelsymbole in Berlin an der Kreuzung Unter den Linden/Ecke Friedrichstraße erstmals zum Einsatz, nach und nach wurden alle Ampeln in der DDR damit ausgerüstet. Nach 1982 machten die Ampelmänner sogar Karriere im DDR-Fernsehen und erlangten in Kurzfilmen zur Verkehrserziehung einen gewissen Ruhm. Noch heute vergibt die Landesverkehrswacht Sachsen ein «Ampelmännchendiplom» für die Verkehrserziehung von Kindergartenkindern.
Dabei sollte der Ampelmann mit der Wiedervereinigung wie so viele DDR-Relikte abgewickelt werden. Doch der Widerstand gegen den dünnen, hutlosen West-Ampelmann wuchs. Ein «Komitee zur Rettung der Ampelmännchen» machte sich - mit Erfolg - für die Ost-Ampel stark. Auch der inzwischen verstorbene Peglau war damals mit von der Partie.
Nach seinem Umzug nach Berlin nahm sich auch der Tübinger Markus Heckhausen Mitte der neunziger Jahre der Ost-Männchen an. Aus Originalteilen entstanden 1996 die ersten Ampelmann-Produkte: rote und grüne Leuchten aus Ampelglas. Von da an trat der ostdeutsche Ampelmann seinen Siegeszug als Kultfigur an - und er darf inzwischen sogar im Westen hier und da Fußgänger dirigieren.
Heckhausen sieht den Ampelmann heute gleichsam als «Symbol gegen die überstürzte Abwicklung in der DDR». Der Kampf um das Ampelmännchen habe gezeigt, wie wichtig der Erhalt einer gewissen Identität sei. Mittlerweile aber sei das Ampelmännchen wie auch das Ost-Sandmännchen eine Art «gesamtdeutsches Kulturgut» und in Ost und West gleichmaßen beliebt, sagt Heckhausen, der mit 50 Jahren so alt ist wie «seine» Marke. Für Heckhausen war das Ampelmännchen zweifelsohne ein Glücksgriff. In seiner Ampelmann GmbH in Berlin beschäftigt der findige Unternehmer heute 80 Mitarbeiter bei einem Jahresumsatz von rund acht Millionen Euro.
Kein Wunder also, dass über die lukrativen Markenrechte immer wieder gestritten wurde. Für großen Medienrummel sorgte vor einigen Jahren die Klage der Ampelmann GmbH gegen die Verkehrstechnik Roßberg aus dem Wildenfels bei Zwickau. Schon zu DDR-Zeiten war der sächsischen Unternehmer Joachim Roßberg Direktor der Firma, die als einzige Ampeln baute. Nach der Wende baute er sich mit Ampelmännchen-Souvenirs wie «Ampelmännchen-Schnaps» ein weiteres Standbein auf - ein Dorn im Auge von Heckhausen. Das Landgericht Leipzig erkannte dem Unternehmer aus Sachsen 2006 schließlich einen Großteil seiner Rechte an der Kultmarke ab. Heute verkauft Roßberg nur noch eine Handvoll Produkte, darunter Ampelmann-Likör in den Geschmacksrichtungen Pfefferminz und Litschi Wodka.
Heckhausen blickt inzwischen viel weiter. Neben den vier Ampelmann-Shops und dem Ampelmann-Restaurant in Berlin sowie einem Webshop betreibt sein Unternehmen inzwischen sogar Shops in Tokio und in Seoul. Den US-Markt hat er im Visier. «Wir wollen weiter expandieren, die Marke gibt das einfach her», sagt der Industrie-Designer.