Opernsänger Benno Kusche wird 90 Opernsänger Benno Kusche wird 90: Prachtvoller Bass-Bariton
München/dpa. - Auf den Tag genau nach 60 Jahren hatte Benno Kusche 1998 Abschied von der Bühne genommen. «Ich wollte nichtwarten, bis man mir sagt, ich solle aufhören», erzählt der berühmteBass-Bariton. «Ich wollte diesen Entschluss selbst fassen.» DerBayerische Kammersänger, der am Montag (30. Januar) seinen 90.Geburtstag feiert, zählt zu den charaktervollsten Interpreten desdeutschen Musiktheaters der Nachkriegszeit. Seine glanzvolle Karriereführte ihn bis auf die Bühne der New Yorker Metropolitan Opera (Met).«Wegen meiner Höhe haben die Kollegen auch gesagt, ich sei ein Bass-Bariton-Tenor.»
«Als Sänger habe ich alle großen Stationen erreicht», sagt der inFreiburg geborene Sohn eines Malers und einer Konzertsängerin, dersein erstes Engagement 1938 in Koblenz erhielt. Von der Ausbildungher sei er ja eigentlich Schauspieler. Das Singen habe er bei einemMentor gelernt. In Koblenz, einem Drei-Sparten-Haus, sei er in derOper, in der Operette, im Schauspiel und sogar im Ballettaufgetreten. «Ich bin ein Theatermensch», lacht Kusche. Auch heutenoch gehe er lieber ins Schauspiel als in die Oper. Dies habe aberauch mit den heutigen Inszenierungen zu tun. «Ich bin zwar moderneingestellt, aber es muss vertretbar erscheinen.»
Über Augsburg kam Kusche 1946 zur Bayerischen Staatsoper, der ergut vier Jahrzehnte angehörte. Neben seinen weltweiten Gastspielenschrieb er dort ein Stück Münchner Operngeschichte. Zu seinenGlanzrollen gehörten der Beckmesser in Wagners «Meistersingern» sowiedie Mozart-Partien Leporello und Papageno in «Don Giovanni» und «DieZauberflöte». Aber auch in den Rollen des Theaterdirektors La Rocheund des Neureichen Faninal in den Richard-Strauss-Opern «Capriccio»und «Der Rosenkavalier» zeigte er immer wieder seine Qualitäten als«singender Komödiant», der stets mehr Charakterdarsteller als Buffowar. Kusche konnte heute ein wüster Dämon und morgen ein vitalerSchelm sein, wie es ein Kritiker formulierte.
Mit rauem Charme und kraftvoller Präsenz überzeugte er nicht nurauf der Bühne. Auch im Film und Fernsehen war er ein beliebterGesangsgast, der zudem zahlreiche Operetten auf Schallplatteneingespielt hat. «Lieblingsrollen gibt es eigentlich nicht», sagtKusche. «Eher sind es zentrale Partien, mit denen man immer inVerbindung gebracht wird.» Das Wichtigste sei immer die jeweilsaktuelle Rolle gewesen, sagt Kusche, der mit 80 Jahren noch in denMusicals «Anatevka» und «My fair Lady» und zuletzt 1998 auf der Bühnestand.
«Damit die grauen Zellen noch in Bewegung bleiben», habe er geradeeinen Aufsatz über strukturelle Veränderungen der Theater- undOpernwelt seit 1945 verfasst. «Aber nur für mich», meint der Jubilar,der seinen runden Geburtstag fernab von München feiern will.