Oper Halle Oper Halle: Poppiger Frühling auf bunter Bühne
Halle/MZ. - Die Uraufführung floppte, das Theater ging pleite und der Direktor erschoss sich. Erst 1905 trat "Wiener Blut" seinen Siegeszug an und gehört zu den unverwüstlichen Klassiker des Operettengenres. Am Freitag hatte die Wiener Walzerseligkeit im halleschen Opernhaus Premiere.
Begeisterung soll sie wecken, leicht und voller Spaß sein, "einfach jung", stellt sich Regisseur Christian von Götz Operette von heute und insbesondere seine Inszenierung vor. Er will auf den Kopf stellen. "Ja was bloß?", fragt man sich im Verlauf des Abends, denn die Aktualisierung der Dialoge macht die Kalauer nicht viel frischer. Auch mit Leichtigkeit und Lockerheit braucht es bis weit in den zweiten Akt. Bis dahin wirkt die Inszenierung grell und geradeaus wie das Pink und Grün, die weitgehend die Bühne dominieren. Nicht, dass Bernd Leistners Bühne nicht lustig wäre. Sie ist der reine Slapstick in Farben und Form, eine Mischung aus Pop-Art und Frühling bei Ikea. Und der sich öffnende Strauß-Kopf à la Andy Warhol an der Decke mit tollem Licht ringsum ist eine richtig gute Idee. Die Kostüme von Gabriele Jaenecke passen sich weitgehend der Bühne an, warum einige Protagonisten dabei aussehen wie vom Kinderfernsehen ausgeborgt, bleibt dunkel.
Eine gute Operette lebt auch von dem gewissen Etwas an Ausstrahlung, einem Knistern, das sich aufs Publikum überträgt und weniger Sex als Erotik meint. Da braucht ein Tenor nicht Michael Jackson zu mimen, was sowieso daneben geht. Strauß hat's komponiert und Tommaso Randazzo hat die Stimme für eine überzeugende Hauptpartie, auch wenn er sich dabei manchen Takt in sein eigenes Tempo biegt.
Eines ist von Götz gelungen: Seine Hauptdarsteller wirken jung, er hat omnipotente Träume leicht und witzig auf die Bühne gebracht, wie die Szenen von Randazzo als liebeshungriger Graf Zedlau mit seinen fünf heimlichen Grazien. Martina Rüping ist eine süße, aber etwas bieder-schmollende Tänzerin Cagliari. Die Männer haben etwas mehr an komödiantischem Spielraum, wie Jordi Molina als Kammerdiener und Gerd Vogel als Premierminister, der sehr schön singt, wenn er nicht sächseln muß. Mit dem zweiten Akt kommt sichtlich Bewegung in die musikalischen Ensembles, fühlen sich die Sänger zunehmend wohl in Haut und Stimmen.
Nächste Vorstellungen: Mittwoch und Freitag, 19.30Uhr.