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Oper Erfurt Oper Erfurt: Der Romantiker Hoffmann bläst die «Zauberflöte»

Von joachim lange 04.05.2012, 19:33

erfurt/MZ. - Auf der Opernbühne gibt es schon einen Trank der Unsterblichkeit. Der ist sogar ein Hit, heißt "Die Sache Makropulos", geht auf eine Story von Karel Capek zurück und wurde von Leos Janacek komponiert. Es ist ein grandioses Stück über den Jugendwahn und darüber, was passiert, wenn man über 300 Jahre lebt!

Wenn jetzt der an sich löbliche Ausgrabungseifer des Opernhauses Erfurt die Uraufführung einer anderen, über 200 Jahre alten Variante des Plots zu Tage fördert, dann ist man auf den Vorläufer auch deshalb neugierig, weil es sich um die Sache E.T.A. Hoffmann handelt.

Der als Meister des fantastischen Dichtens Hochgeschätzte hat nämlich auch, und gar nicht mal wenig, komponiert. Das A neben dem E.T. für Ernst Theodor steht für Amadeus und weist in diese Richtung - es ist die selbst hinzugefügte pure Mozart-Verehrung. Hätte er es doch nur dabei belassen!

Denn sein Versuch, auch so zu komponieren wie das Genie, ist im Falle der romantischen Oper in vier Akten "Der Trank der Unsterblichkeit", von heute aus betrachtet, ziemlich kläglich geraten. Mit Eifer hat E.T.A. Hofmann (1776-1822) offenkundig in die "Zauberflöte" oder in die "Entführung aus dem Serail" hineingelauscht. Herausgekommen ist dabei aber eher die Entführung in eine Serail-Wüste, der man möglichst schnell wieder entkommen möchte. Nachdem selbst das tolerante Erfurter Premierenpublikum das zum Ausdruck gebracht hat, entschloss sich der Regisseur Peter P. Pachel kurzerhand, noch mal eine halbe Stunde der verstaubten Dialoge des Texters Julius von Soden (1754-1831) zu streichen. Doch selbst diese Fassung zieht einem noch die Schuhe aus. Gegen diesen verquasten Opernwortstelzenlauf sind die ja auch halbgaren Sprechtexte, um die Weber im "Freischütz" oder Beethoven im "Fidelio" herum komponiert haben, hohe Literatur. Außerdem sind sie in geniale Musik verpackt und mittlerweile irgendwie unter Denkmalschutz. Mit dergleichen können Hoffmann und Soden nach dieser verspäteten Uraufführung nicht rechnen.

Der Inszenierung unterläuft das Parodistische eher, als dass es als Methode daher kommt. Robert Pflanz entfesselt dafür ein wahres Ausstattungs-Feuerwerk. Es reicht vom Club of Persia Entree und den Computerspiel Zitaten, über die barbusigen Serail-Schönheiten bis zu dem ganzen Opern-Orientklamauk. All das gaukelt aber nur optische Souveränität vor. In Wahrheit lässt sich die Regie opernkonventionell auf das ziemlich überflüssige Unternehmen ein.

Dass man am Ende das Wort "Unsterblichkeit" nicht mehr hören kann, und der Held Namarand, klug geworden, davon abrückt, liegt daher nicht an Uwe Stickert - der singt nämlich mit sehr schönem Mozarttenor. Auch sonst wird sorgfältig geträllert (Juliane Neumann etwa als Mandane) und georgelt (Sebastian Pilgrim als Schah von Persien). Im Graben wird zudem unter Leitung von Samuel Bächli mit Inbrunst gespielt. Immerhin: So schnell wird man das andernorts nicht wieder zu sehen bekommen. Denn dieser "Trank der Unsterblichkeit" sollte besser "Verschenkte Liebesmüh" heißen.

Nächste Aufführungen: 13. Mai um 18 Uhr, 19. Mai 19.30 Uhr