Objekt 5 Objekt 5: Illustre Gäste am historischen Garten des Herrn Reichardt
Halle/MZ. - Markus Keitel und Matthias Augustin wissen viel zu erzählen aus der verwickelten Geschichte rund um ihr Haus. Und sie tun es gern, weil der Ort nicht zufällig gewählt ist, den sie als Überzeugungstäter seit mehr als einem Jahrzehnt zur Kulturoase zwischen den historischen Gärten gemacht haben.
Zum Beispiel ist da auch die Story, wie gegen das Ende der DDR ein Mann mit Vollmacht für diesen Abschnitt kam und sich erkundigte, was das für ein "Objekt" sei, in dem verdächtig viel gefeiert würde. Da hatte die Seebener Straße 5 ihren Namen: Objekt 5.
Keitel (37) führt dort die Geschäfte, sorgt für Licht und gute Küche. Bühnenmeister am neuen theater ist er gewesen, bevor er am anderen Ort Vokabeln wie Rückabwicklung, Bauordnungsamt und Aufwand-Nutzen-Verhältnis im Sinne seiner Sache lernte. Die Sache ist es wert und wenn Keitel die Jahre seit dem Umbau 1998 bilanziert, tut er das mit dem Wort "Quantensprung". Wie sonst kann ein Club für maximal 200 Leute zuverlässig Besucher anziehen aus einem Umkreis von gut 100 Kilometern?
Matthias Augustin (43) ist zuständig für handverlesene 150 Live-Konzerte im Jahr. "Bands sind Gäste", sagt er, "so werden sie empfangen und behandelt." So kommen sie gerne wieder und das lassen sie dann hören. Peter Hammill war hier letztens, David Thomas, Mike Keneally oder Giant Sand. Kevin Coyne gab das wahrscheinlich letzte Konzert seines Lebens. Progressiven Folk mit Schwerpunkten Barcelona und Osteuropa gibt es regelmäßig, Chanson, Theater, Literarisches, und neuerdings hat Steffen Wildes Jazzclub "Take 5" hier seinen Ort gefunden. "Tango Totale" soll als "lieber Begriff für Disco" bleiben und wie stets hat das große Weihnachtssingen auch diesmal die Stadt gespalten: in glückliche Menschen und solche, die keine Karten bekommen haben.
Das Konzept wird in diesem Jahr fortgeführt, die Geschichte der besten Kleinkunstbühne weit und breit geht weiter. Roter Plüsch um das Podium, Kerzen und einer von Halles schönsten Biergärten. Fünf feste Mitarbeiter leben inzwischen vom Objekt 5 und ein paar freie. Und weil man auch Visionen haben muss, wird über das Herrichten des ruinösen Nachbarhauses nachgedacht. Das Kino Lux ist in der Nähe, eine alternative Kulturmeile könnte wachsen. Die Seebener Straße trennt Reichardts- und Amtsgarten. Hier sollen demnächst Gartenträume blühen im Rahmen eines Tourismusprojektes. Eine Gegend für pragmatische Träumer ist hier schließlich schon immer gewesen.
Programm und Informationen: www.objekt5.de