«Nonstoperotik»: Verführerischer Black Francis
Hamburg/dpa. - Mit den Pixies hat Black Francis (Frank Black/Charles Michael Kittridge Thompson IV) das Rad neu erfunden, mit seinen Soloprojekten führt er mehr ein Nischendasein. Kein Problem mehr, denn seit der Pixies-Reunion rollt der Rubel wieder und lässt den nötigen Freiraum für Neues.
Ein neues Pixies-Album wird es aber wohl nicht mehr geben. Er habe versucht, Songs in dem Stil der Band zu schreiben, sei aber damit gescheitert, bekannte Black Francis einmal. Mit seinem Projekt Grand Duchy («Petits Fours»), das zusammen mit seiner Frau Violet Clark entstand, kam er der Vergangenheit zuletzt aber ziemlich nahe.
Mit dieser Vergangenheit hat aber Black Francis' neues Album «Nonstoperotik» eher am Rande zu tun. Allein der Titelsong, eine softe Pianoballade mit Geigenklang, ist meilenweit von den hektischen Preziosen der Pixies entfernt. Vielmehr knüpft der 45-Jährige zumeist an seine sehr bodenständigen Soloprojekte an, die ohne Firlefanz in kurzer Zeit und ohne allzu großen Aufwand eingespielt wurden. Ungehobelte und schnörkellose Rocksongs mit rauer Oberfläche. Schnell und direkt.
«Nonstoperotik», das mit einem ordentlichen Trommelwirbel und Schrabbelgitarre beginnt, ist ein lustvolles Album geworden, auf dem sich Black Francis kopfüber in den See der Sünde stürzt und im Freudenhaus vergnügt. Ein schwungvolles und ungestümes Album, auf dem die Hasen hoppeln («Rabbits») und schnell die Räder sich drehen («Wheels»).
Hart und zart zugleich: Nach dem kraftvollen «Lake Of Sin» nimmt «O My Tidy Sum» das Tempo ein wenig heraus und führt einen langsam an den durchaus gewöhnungsbedürftigen Falsett-Gesang von Black Francis heran, der seine nicht unbedingt dafür gemachte Stimme gerne mal in höchste Höhen schraubt. Und auch auch von häufigem Streicherklang scheut der gebürtige Bostoner nicht zurück, der sich auf «Nonstoperotik» gerne auch mal schwelgerisch gibt. «When I Go Down On You» ist solch ein Song, der ganz auf Gefühl setzt, und beim Titelsong «Nonstoperotik» zerfließt man gar.
Eine der vielen Seiten von Black Francis, der seine Namen wechselt und singt und spielt, wie es ihm gerade gefällt: «Rabbits» etwa erinnert ebenso wie «Wild Son» peripher an entfernte Hippie-Zeiten. «Wheels» rockt, angeraut die Stimme in «Dead Man's Curve». Seine stete und ungehemmte Lust an der Musik, hat Black Francis hier äußerst leidenschaftlich umgesetzt. Natürlich klingt «Nonstoperotik» schmachtend mit Streichern aus.