Neues Album Neues Album: Ex-Model Carla Bruni singt englische Gedichte
Hamburg/dpa. - «Quelqu'un m'a dit» (2003) gilt als das erfolgreichste Debüt-Album aller Zeiten in Frankreich und wurde insgesamt mehr als 2 Millionen Mal verkauft. Alle Welt ließ sich von der Sammlung lässiger Chansons, die die in Paris aufgewachsene Italienerin zum größten Teil selbst komponiert hatte, verzaubern. Vier lange Jahre ist das nun schon her.
Und sie verzaubert auch auf ihrem neuen Album. Keck und ein wenig träumerisch posiert sie verheißungsvoll als Baby Doll auf dem Cover - aber Carla Bruni verspricht nichts und hält doch alles. «No Promises» heißt ihr erneut charmantes zweites Album, auf dem sie diesmal aber auf Englisch singt - und auch dafür scheint ihre leicht rauchige Stimme wie gemacht, mit der sie gekonnt spielt, ohne das große Drama zu bemühen. «Ich möchte emotionale Musik machen, diese weitergeben und damit Menschen erreichen», meint sie über ihren Anspruch als Sängerin.
Reifer ist sie geworden, diese Carla Bruni, die ihre Chansons zwar noch immer im stillen Kämmerlein komponiert, ihre vorgebliche «Naivität» als Newcomerin aber jetzt mit einer gehörigen Portion Blues getränkt hat. Die letzten Strahlen des Sommers vergehen langsam, der Herbst kündigt sich in «No Promises» an mit zeitlosen Gedichten von William Butler Yeats, Emily Dickinson, Dorothy Parker oder Christina Georgina Rossetti, die um die Liebe, den Schmerz, die Hoffnung und das Vergehen kreisen. Eine ganz persönliche Auswahl sensibler Lyrik aus der viktorianischen Zeit bis zur Moderne, die das Ex-Model ganz unprätentiös vertont hat und die nichts von ihrer Aktualität verloren hat. «Ein gebrochenes Herz im 17. Jahrhundert oder heutzutage macht für mich keinen Unterschied», sagt sie über die ganz großen Gefühle.
Carla Bruni mag vielleicht noch immer keine herausragende Gitarristin sein, doch beeindruckt sie auch auf «No Promises» mit einem melancholischen Blick, schmeichlerischen Melodien und so knappen wie treffenden Arrangements, die sie wiederum gemeinsam mit Kompagnon Louis Bertignac um hübsche Songideen spinnt. Meist unterstützt ein Ensemble aus Gitarre, Percussions, Streichern und (Kontra)Bass die doch noch immer zerbrechlich klingende Stimme. Manchmal stößt ein Piano dazu, mal eine Flöte oder auch eine Tuba. Carla Brunis sparsam instrumentierten Songs pendeln dabei zwischen modernem Chanson, leichtem Jazz, eingängigem Pop und ausgesprochen frischem Blues. Sie fließen leise und bedächtig dahin - vorgetragen mit viel Gefühl.
Und auf Englisch. Ein vielleicht gar nicht ungeschickter Schachzug. So wie Charlotte Gainsbourg mit ihrem Album «5.55» (2006) dem direkten Vergleich mit ihrem übermächtigen Vater, der Chanson-Ikone Serge Gainsbourg, aus dem Weg ging, verlangt «No Promises» als vertonte Gedicht-Sammlung mit englischen Klassikern eine ganz andere Betrachtung als «Quelqu'un m'a dit». Von einer Kopie des Debüts wird niemand sprechen können.
Ob sich damit - zumindest in Frankreich - der Erfolg wiederholen lässt, wird sich zeigen, denn frankophone Musiker, die sich in der Sprache Shakespeares versuchen, haben es in in der Regel schwer im Hexagon. Allerdings liegt «No Promises», dieses exquisite Album für die verhangenen Momente im Leben, noch vor der Veröffentlichung bei Amazon-Frankreich schon auf Platz zwei der dortigen Verkaufscharts. Vier Jahre Wartezeit waren ja auch recht lang.