Napoleon kommt! Napoleon kommt! : Die Schlacht von Großgörschen 1813

lützen/MZ - Eine Schlacht, zwei Sieger. So kann man den Ausgang des Gemetzels bei Großgörschen, das vor 200 Jahren, am 2. Mai 1813, stattgefunden hat und die Befreiungskriege gegen Napoleon einläutete, knapp auf den Punkt bringen. Verlierer aber gab es viele: Etwa 22 000 gefallene Soldaten waren auf französischer Seite, mehr als 10 000 bei den verbündeten Preußen und Russen zu beklagen.
Prominentester Toter der Schlacht von Großgörschen, in die auch die nahe gelegenen Dörfer Kleingörschen, Rahna und Kaja verwickelt wurden, war der preußische General und Militärreformer Gerhard Johann David von Scharnhorst. Er wurde in der Schlacht am Knie verletzt und starb Wochen später an den Folgen unzureichender Wundversorgung.
Nun wird in Großgörschen, das inzwischen zur Stadt Lützen gehört, in Lützen selbst sowie im Museum auf Schloss Neu-Augustusburg in Weißenfels der Schlacht umfangreich gedacht werden - mit drei Ausstellungen, dem traditionellen Scharnhorstfest in Großgörschen sowie mit einem Buch, dass soeben im Verlag Janos Stekovics erschienen ist: „Napoleon. Vor dem Fall. Großgörschen 1813“ heißt der umfangreiche, bestechend gut ausgestattete und illustrierte Band. Herausgegeben hat ihn der Historiker Maik Reichel. Der 41-Jährige scheidet zum Monatsende als Museumsleiter in Lützen aus und wird als Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalts zu höheren Weihen berufen. Einstweilen aber ist der gebürtige Weißenfelser noch ganz seiner Region verpflichtet.
Am Donnerstag stellte er gemeinsam mit Stekovics das Buch zur Schlacht vor, ein Trumm von 1,7 Kilogramm Gewicht, das den historisch Interessierten den vertiefenden Lesestoff zu den drei Ausstellungen liefern soll, die am 2. Mai eröffnet werden. Um 10 Uhr beginnt der Reigen in Lützen (wo man unter anderem aparte Tellerchen mit Napoleon-Dekor aus dem Bestand der halleschen Moritzburg bestaunen kann), um 13 und 15 Uhr folgen Großgörschen und Weißenfels.
Dass Lützen eine Rolle bei der Erinnerung an das Kriegsgetümmel um den machthungrigen Kaiser der Franzosen spielt, liegt in der Natur der Sache. Vor der Schlacht bei Großgörschen (die von den Franzosen bis heute „la bataille de Lützen“ genannt wird) besuchte Napoleon die Stadt und, der Legende zufolge, wie Maik Reichel sagt, auch den Todesort des von ihm so überaus verehrten Schwedenkönigs Gustav II. Adolf.
Dann ging es in die Schlacht, in deren Verlauf mal die Preußen und Russen, dann wieder die Franzosen aus Großgörschen vertrieben wurden. Schließlich, angesichts der von Napoleon herangeführten Truppen, zogen sich die Alliierten zurück - was Napoleons Ansicht stützt, er hätte gewonnen. Aber er konnte die gegnerischen Verbände eben nicht aufreiben - weswegen er eigentlich auch verloren hat.
In Großgörschen und Weißenfels soll vor allem auch der Opfer gedacht werden, kündigen Ortsbürgermeister Heinrich Hexel und der Weißenfelser Museumsleiter Martin Schmager an. Letzterer erinnert an den Hunger in der Stadt während der französischen Besetzung, als man zwar Brot für die Soldaten, nicht aber für die Bevölkerung buk.
Aber natürlich wird es in Großgörschen farbenfroh und historisch zugehen, wenn, wie in jedem Jahr, Schlachtszenen nachgestellt werden. 1 800 Aktive sollen auflaufen, erstmals auch „echte“ Franzosen - und insgesamt 12 000 Besucher. Ein friedliches Fest für alle haben sie geplant, bei dem selbst die Disco im Festzelt nicht fehlen darf.
Informationen zum Programm:www.scharnhorstfest.de
