Nachruf Nachruf: Rod Taylor gestorben
„Moment mal“, ruft Rod Taylor am Ende von „Die Zeitmaschine“ (1960) aus, „ich habe ja alle Zeit der Welt.“ Der schmal budgetierte, aber umso liebevoller ausgeführte Science-Fiction-Film bedeutete für Taylor den Sprung in die hart umkämpfte Leading-Man-Kategorie, doch seinen Ehrgeiz ließ sich der Australier nie anmerken.
Schließlich lag hier sein Erfolgsgeheimnis. Sein Charme hatte nichts Weltmännisches wie der Cary Grants, er war auch kein hochgewachsener Knabe wie James Stewart. Rod Taylor wirkte einfach wie ein Mann, der alle Zeit der Welt hat.
Weil er seinen zeitweiligen Status als Hollywood-Star stets mit einer selbstzweifelnden Skepsis betrachtete, die den Kinogängern von der Leinwand als souveränes Amüsement heimleuchtete. „Ich war nicht groß genug, um ernsthaft als Actionheld durchzugehen, und ich sah eigentlich auch nicht gut genug aus, um in einigen der Rollen zu überzeugen, die man mir zugeteilt hat“, bekannte Taylor Jahrzehnte später. Nur um gut gelaunt hinzuzufügen, dass er jetzt endlich als hässlicher, alter Dinosaurier hässliche, alte Dinosaurier spielen dürfe.
Nebenrolle in „Inglourious Basterds“
Zuletzt in einer kleinen Nebenrolle als Winston Churchill in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“. Der war vor allem ein Fan von Taylors Hinwendung zu härteren Actionrollen am Ende der 1960er Jahre, etwa im blutigen Söldnerfilm „Katanga“ (1968). Der damals 79-jährige Taylor fühlte sich entsprechend geschmeichelt, kehrte für zehn Tage aus dem Ruhestand vor die Kamera zurück – und bescherte sich selbst einen schönen Epilog für eine bemerkenswerte Karriere.
Die Verbindung von Kernigem mit Künstlerischem war Taylor in die Wiege gelegt worden. Der Vater arbeitete als Stahlbauer in Sydney, die Mutter schrieb Kurzgeschichten und Kinderbücher. Der junge Rod boxte und surfte, aber seine Leidenschaft gehörte der Zeichenkunst. Das änderte sich erst, als er den großen Laurence Olivier als „Richard III.“ auf einer Gastreise erlebte.
Seine ersten eigenen Schauspielerfolge erlebte Taylor im Radio. Ein Preis als „Radio-Akteur des Jahres“ beinhaltete ein Flugticket nach London. Doch Taylor stieg bei der Zwischenlandung in Los Angeles aus. Nicht aufs Geratewohl, eine der mächtigsten Schauspiel-Agenturen Hollywoods hatte bereits Kontakt aufgenommen. „Die hatten wohl Gregory Peck erwartet“, erinnerte sich Taylor später. Paramount-Produzent Hal Wallis lästerte über den „Penner mit der gebrochenen Nase“ – doch Taylor blieb aus Trotz, verbrachte ein paar Monate am Strand und ernährte sich von selbst geangelten Fischen. Die raue Schale beeindruckte. Bald trat Taylor in der TV-Westernserie „Cheyenne“ auf und sprach als Boxerlegende Rocky Graziano vor. Die Rolle ging an Paul Newman, aber MGM bot Taylor einen langfristigen Vertrag an – und der war klug genug, sich zuerst auf Nebenrollen in hochklassig besetzten Filmen zu konzentrieren, bevor er sich mit „Die Zeitmaschine“ im kollektiven Gedächtnis verewigte. Drei Jahre später verpflichtete ihn Alfred Hitchcock für „Die Vögel“, das letzte – wie sich später herausstellen sollte – Meisterwerk des Regisseurs. Als Anwalt Mitch Brenner nimmt man Taylor den Ironiker am Anfang des Films ebenso ab wie das Muttersöhnchen in der Mitte und den unerschrockenen Überlebenskämpfer am Ende. Cary Grant hätte sich wohl kaum von aufgekratzten Möwen in die Frisur hacken lassen.
Später musste Taylor seine Talente über verschiedene Filme verteilen, als Partner von Doris Day in formelhaften Komödien, als Revolverheld Chuka im gleichnamigen wilden Western, als aalglatter Geschäftsmann in Antonionis „Zabriskie Point“ (1970). Am 7. Januar, vier Tage vor seinem 85. Geburtstag, ist Rod Taylor in Los Angeles an den Folgen eines Herzanfalls gestorben.