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Nachruf Nachruf: Bernd Fritz einer der "großen Querulanten" der Satire

Von Thorsten Keller 19.04.2017, 16:34
Thomas Gottschalk (l.) und Wettkandidat Bernd Fritz von der „Titanic“  bei „Wetten dass..?“ am 3.September 1988
Thomas Gottschalk (l.) und Wettkandidat Bernd Fritz von der „Titanic“  bei „Wetten dass..?“ am 3.September 1988 dpa

Der Europaabgeordnete und ehemalige „Titanic“-Chefredakteur Martin Sonneborn hat seinen verstorbenen Vorgänger Bernd Fritz als „großen Querulanten“ gewürdigt, „wahrscheinlich den besten, den Titanic hervorgebracht hat. Wenn er irritieren konnte, dann tat er das.“ Fritz, der im Alter von 71 Jahren gestorben ist, hatte im September 1988 als vermeintlicher „Buntstiftlutscher“ in der ZDF-Sendung „Wetten, dass…“ für Furore gesorgt.  

Fritz trickste in der Sendung „Wetten, dass…“

Fritz war unter Pseudonym (Thomas Rautenberg) aufgetreten und hatte behauptet,  er könne die Farbe von Buntstiften schmecken. Moderator Thomas Gottschalk zog zufällig sieben Stifte  aus einer Art Glücksrad, Fritz erkannte sie alle. Nach gewonnener Wette entlarvte er  sich noch in der Sendung als Berufs-Satiriker und Trickser und wurde von den Zuschauern aus der Stuttgarter Schleyer-Halle gebuht. Des Rätsels Lösung war einfach: Die Skibrille, unter der Fritz eigentlich nichts hätte sehen dürfen, war nicht blickdicht, das ZDF hatte den Wettvorschlag überhaupt nur sehr lax geprüft.

Im Gegensatz zum aufgebrachten Saalpublikum reagierte der düpierte Thomas Gottschalk souverän, und gratulierte der „Titanic“-Redaktion am Tag danach telefonisch zu ihrem Coup. „Der hatte Sportsgeist“, sagte Bernd Fritz später dazu. Der Satiriker blieb noch bis in die 90er-Jahre bei „Titanic“, wo er unter anderem in die Rolle des flüchtigen Baulöwe Jürgen Schneider schlüpfte und in dessen Namen bei Banken anrief und Kreditkarten als gestohlen meldete.

Thomas Gottschalk zeigt sich betroffen

Anschließend machte er sich einen Namen als Gastrokritiker und schrieb unter anderem für die FAZ und  den „Feinschmecker“. Geduldig erklärte er in Interviews, wie Buntstifte schmecken – nach Tonmehl und Leinöl, also scheußlich. 

Thomas Gottschalk  kommentierte die Todesnachricht am Mittwoch betroffen. Er sagte: „Ich war ihm nie gram und muss nun traurig zur Kenntnis nehmen, dass sich auch ein Spaßvogel nicht ewig durchmogeln kann.“