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Nachruf auf Autorin Ellis Kaut Nachruf auf Autorin Ellis Kaut: Pumuckl-Mama ist verstorben

Von Cornelia Geißler 24.09.2015, 15:18
Schriftstellerin Ellis Kaut und "ihr" Pumuckl am 17.11.1995 in München.
Schriftstellerin Ellis Kaut und "ihr" Pumuckl am 17.11.1995 in München. dpa Lizenz

Berühmt wollte sie immer schon werden, erzählte Ellis Kaut in einer Fernseh-Dokumentation. Als Kind schwebte ihr eine Karriere als Klaviervirtuosin oder Schauspielerin vor. Schauspielunterricht hatte sie nebenbei genommen, als sie im Münchener Rathaus als Sekretärin arbeitete, sie bekam sogar eine Anstellung am Theater Wiesbaden. Bildhauerei hat sie eine Weile studiert, aber erst als die Münchnerin nach dem Krieg als Sprecherin und Moderatorin zum Bayerischen Rundfunk ging, deutete sich an, in welche Richtung ihr Leben verlaufen und wie das mit dem Ruhm würde.

Wirklich berühmt ist dann auch nicht sie geworden, sondern eine Figur, die sie erfand: der Pumuckl. Das ist ein kleiner Kobold mit feuerroten Haaren, eigentlich koboldgemäß unsichtbar. Doch eines Tages blieb er beim Schreinermeister Eder am Leimtopf kleben – und so konnte der Mann ihn sehen. Da war es vorbei mit der heimlichen Unordnung stiftenden Existenz, er musste beim Meister Eder bleiben. Und bei seiner Erfinderin.

Pumuckl in Japan

1962 gab es die erste Hörspielgeschichte, dann schrieb Ellis Kaut immer weiter, Monat für Monat erdachte sie eine neue Geschichte, was ihr manchmal auch zur Last wurde, wie sie später bekannte. Pumuckl jedenfalls wurde berühmt, kam ins Fernsehen mit 52 Folgen, war dort auch sichtbar, als gezeichnete Figur innerhalb der gespielten Szenen. Gustl Bayrhammer spielte den Meister Eder knurrig-bayerisch und zugleich gemütlich, Hans Clarin sprach den vorwitzigen Kobold mit fröhlichem Krächzen.

Pumuckls Hörspielgeschichten auf Schallplatten wurden 1,7 Millionen Mal verkauft. Sie hielten in 66 Bücher Einzug. Die wurden sogar ins Japanische und Chinesische übersetzt, was angesichts von Pumuckls Widerborstigkeit doch etwas verwundert. Aber: „Seine Bosheit ist nie böse“, sagte Ellis Kaut, womit sie ein bisschen erklärte, warum diese Figur so berühmt werden konnte. Das Verhältnis zwischen Meister Eder und Pumuckl war das zwischen einem gütigen Großvater-Vater-Mischwesen und einem wilden Kind: Mit Geduld und Liebe lässt sich auch ein Wirbelwind ein bisschen zähmen. Und etwas zu lernen, reizt auch einen Kobold, wenn es nur nicht langweilig daherkommt. Kinder mehrerer Generationen identifizierten sich mit dem kleinen Wesen, das sich nie mit der ersten, einfachen Antwort zufrieden gab.

Fotografie als Leidenschaft

Im Schaffen von Ellis Kaut gab es noch andere liebenswerte Wesen, den sprechenden Kater Musch zum Beispiel, Held von immerhin auch 120 Hörspielen, oder „Schlupp vom grünen Stern“, einen Roboter mit einem artfremden Makel – einer Seele nämlich. Und „Uli der Fehlerteufel“ lehrte westdeutsche Kinder in den 70er- und 80er-Jahren die deutsche Rechtschreibung, indem er sie falsche oder verdrehte Buchstaben und fehlende Satzzeichen entdecken ließ.

In den Achtzigerjahren entdeckte Ellis Kaut eine neue Leidenschaft, die Fotografie. Sie veröffentlichte mehrere Bildbände mit Münchener und Landschaftsmotiven. 2009 brachte sie ihre Autobiografie heraus: „Nur ich sag ich zu mir- Mein Leben mit und ohne Pumuckl“. Die Figur blieb ihr Markenzeichen bis ins hohe Alter. Am Donnerstag ist sie 94-jährig gestorben.