MZ-Interview mit Sky du Mont MZ-Interview mit Sky du Mont: Beziehungs-Wahnsinn
Halle (Saale)/MZ. - Sky du Mont, 1947 als Sohn eines Deutschen und einer Engländerin in Argentinien geboren, ist Schauspieler ("Der Schuh des Manitu") und Autor. Vor zehn Jahren heiratete er das 29 Jahre jüngere Model Mirja Becker. Beide haben zwei Kinder und leben in Hamburg. Sylvia Pommert hat mit Sky du Mont gesprochen.
Was hat Sie dazu veranlasst, über Beziehungsprobleme zu reden? Die Tatsache, dass praktisch keine Familie davon verschont bleibt, oder dass es auch bei Ihnen nicht ohne Krise abgeht?
Sky du Mont: Es war viel einfacher. Aus meiner Feder stammen ja schon vier Bücher. Und nun trat der Verlag mit der Frage an uns heran, ob wir gemeinsam ein "lustiges Beziehungsbuch" schreiben könnten. Mirja sagte gleich: "Das kann ich nicht." Das sah ich anders. "Nimm dir Zeit und schreib' einfach mal auf, wie wir uns kennengelernt haben", riet ich ihr. Und ich tat das Gleiche. Über das Ergebnis haben wir herzlich gelacht. Denn herausgekommen sind zwei völlig verschiedene Geschichten.
Wir einigten uns nun auf die Themen, und jeder arbeitete sich aus seiner Perspektive heran. Entstanden ist kein Ratgeber. Es gibt keine Lösungen. Aber wir schildern, wie es in einer Beziehung so abgeht. Wie unterschiedlich die Interessen sein können: Mirja liebt es, Schuhe zu kaufen. Mich könnte man bei Saturn oder im Media-Markt einschließen. Das würde mich glücklich machen. Ich würde alle Geräte ausprobieren.
Das klingt nach Mann-Frau-Klischee.
Sky du Mont: Mag sein. Aber die Geschichten sind aus dem Leben gegriffen. Die Leute finden sich wieder. In unseren Veranstaltungen kommen sie aus dem Lachen nicht mehr raus. Sie liegen förmlich am Boden. Also muss doch etwas Wahres dran sein.
Lachen, so heißt es, gehört zu Ihren Rezepten für eine erfolgreiche Beziehung. Kann man mit Charme und Humor wirklich alle Probleme lösen?
Sky du Mont: Natürlich nicht. Aber es ist schon sehr wichtig, miteinander lachen zu können. Wir lachen viel und haben Spaß miteinander. Genauso wichtig ist die Liebe. Ich würde fast sagen, ich liebe meine Frau jetzt, nach zehn Jahren Ehe, mehr als am Anfang unserer Beziehung. Denn mittlerweile kenne ich sie viel besser. Und dann sollte man den Partner selbstverständlich noch so akzeptieren und respektieren, wie er ist, sollte ihn nicht erziehen oder verbiegen wollen und ihm seine Freiheiten lassen. Dann klappt das Miteinander schon.
Das sagt der Mann, der eine "tägliche Krise" hat. Das ist ziemlich viel. Man könnte eher auf die Idee kommen, dass Mann und Frau eigentlich gar nicht zusammenpassen.
Sky du Mont: Nehmen Sie den Titel doch nicht so wörtlich. Lassen Sie ein Augenzwinkern zu. Ja - streng genommen passen Mann und Frau nicht so wahnsinnig optimal zusammen. Das funktioniert nur, wenn man die Macken des anderen toleriert. Und ich sage mir: Meine Frau ist eben so. Sie telefoniert eben stundenlang mit ihren Freundinnen. Und auf ihrem Nachttisch herrscht immer ein totales Chaos. Ich dagegen mag Unordnung überhaupt nicht. Aber in diesem Fall sehe ich einfach nicht hin. Ich bin ja auch froh, dass sie mich Fußball schauen lässt, obwohl sie nicht nachvollziehen kann, warum 22 Männer einem Ball hinterher rennen.
Es gibt eine Theorie, wonach sich Männer und Frauen immer dann gut verstehen, wenn sie äußerlich der gleiche Typ sind. Ich finde, bei Ihnen trifft das zu.
Sky du Mont: Das finde ich ganz süß. Das würde auch erklären, warum ich mich mit meinem Hund immer besser verstehe. Der wird mir von Tag zu Tag ähnlicher. Er bekommt schon graue Haare.
Welche Rasse ist es denn?
Sky du Mont: Ein Westi - gemischt mit irgendwas.
Oh, da liegt die Ähnlichkeit wohl im Auge des Betrachters. Was Sie angeht, trifft man allerdings immer wieder auf ein Phänomen. Sobald Ihr Name fällt, haben Frauen jeden Alters ein schwärmerisches "Ah" auf den Lippen. Schmeichelt Ihnen das?
Sky du Mont: Schmeichelt? Nein. Ich finde es sehr nett. Aber ich gebe dem nicht viel Bedeutung. Wenn Boris Becker zum "Sexiest Man Alive" gekürt, wenn Moritz Bleibtreu - den ich sehr schätze - von den Medien als "Bestaussehender Schauspieler" bezeichnet wird, dann werden solche Äußerlichkeiten sehr fraglich. Ich möchte an dem gemessen werden, was ich beruflich tue.
Und da haben Sie viele ernsthafte Filme gedreht. Den meisten Zuschauern aber sind Sie durch Ihre Rollen in Otto- oder Bully-Herbig-Streifen in Erinnerung geblieben. Stört Sie das?
Sky du Mont: Nein, das ist Teil meines Berufes, den ich seit über 40 Jahren ausübe. Auch komische Rollen müssen gespielt werden. Und ich spiele sie gern. Film kann nicht nur aus Herz-Schmerz-Themen oder Mord und Totschlag bestehen.
Gegen Vorurteile setze ich mich allerdings zur Wehr. Damit hatte ich wegen meiner Herkunft lange genug zu kämpfen. Vorurteile sind blöd. Dieses ganze Ossi-Wessi-Gerede beispielsweise finde ich dämlich. Was ich sagen will: Auch (komische) Schauspieler haben Gehirnzellen. Ich bin politisch aktiv und sage meine Meinung.
Und doch stellt sich die Frage, weshalb Sie nach etlichen Hollywood-Produktionen die Traumfabrik hinter sich ließen. Für viele Schauspieler ist das doch der Traumjob schlechthin.
Sky du Mont: Ich habe viele Stars kennengelernt. Gregory Peck, Tom Cruise, Nicole Kidman sind nur einige, mit denen ich gearbeitet habe. Doch diese Karriere wollte ich nicht weiter verfolgen. Andere Dinge waren mir viel wichtiger: Ein wirkliches Zuhause, eine Familie zum Beispiel. Und ich liebe Deutschland - nicht nur wegen des Wiener Schnitzels mit Kartoffelsalat (aber auch). Hier möchte ich leben. Mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, gab für mich letztlich auch den Ausschlag, nicht mehr auf der Bühne zu stehen. Die Nähe zum Publikum, die man als Theater-Schauspieler besonders schätzt - spüre ich jetzt bei meinen Lesungen. Da fehlt mir also nichts. Ich bin wählerisch geworden, sage sehr viel ab. Es ist schön, nach so vielen erfolgreichen Jahren jetzt auch sagen zu können: "Nein, das mache ich nicht."
Und wie sieht es mit dem Schreiben aus? Ist nach der "Täglichen Krise" ein weiteres Buch in Planung?
Sky du Mont: Nicht konkret. Ich könnte mir allerdings vorstellen, das Thema Pubertät - und den täglichen Wahnsinn im Umgang damit - aufzugreifen. Ich erlebe das gerade mit meiner Tochter.
Die du Monts sind, so scheint es, eine sehr öffentliche Familie. Man sieht sie oft auf dem Bildschirm, hört Ihre Meinung in zahlreichen Interviews. Was würden Sie nicht preisgeben?
Sky du Mont: Sie mögen das Gefühl haben, viel über uns zu wissen. Tatsächlich aber wissen Sie nahezu nichts. Sie haben noch nie eine Homestory über uns gelesen, haben noch nie ein Foto unserer Kinder gesehen. Sie wissen nicht, wie wir wohnen und leben. Unsere Familie ist für die Öffentlichkeit absolut tabu.
Stimmt. Darf man trotzdem wissen, wie Sie Weihnachten feiern?
Sky du Mont: Ganz konservativ. Meine Schwiegereltern kommen. Sie sind etwa in meinem Alter und mittlerweile meine besten Freunde. Der Weihnachtsbaum wird hinter verschlossenen Türen geschmückt. Den dürfen die Kinder erst zur Bescherung sehen. Unterm Baum liegen die Geschenke, gut verpackt. Und dann heißt es, den Hund fern zuhalten. Denn er glaubt jedes Jahr, alle Pakete seien nur für ihn. Doch er bekommt eines davon. Darin ist ein großes Würstchen. Das frisst er sofort auf.
Und das Papier?
Sky du Mont: Das frisst er auch.
Was haben Sie sich gewünscht?
Sky du Mont: Ich habe wirklich keine großen Wünsche. Aber so ein iBook finde ich ganz praktisch. Gerade wenn man, wie ich, viel auf Reisen ist, hat man seine Lieblingsliteratur immer dabei, ohne ganze Bände mitschleppen zu müssen. Man lädt den Titel runter und kann sofort mit dem Lesen beginnen. Vor allem historische Romane lese ich gern. Ken Folletts "Die Säulen der Erde" war eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe. Mord- und Totschlag-Themen kann ich dagegen nichts abgewinnen. Die überlasse ich meiner Frau.