Musiksender Viva Musiksender Viva: «Wir wollten anfangs sehr hip sein»

Köln/dpa. - Als der Musikfernsehsender Viva vor zehn Jahren auf Sendung ging, begann alles mit einer inständigen Bitte an das junge Publikum. Heike Makatsch, Moderatorin der ersten Stunde, appellierte: «Wir sind mehr als nur ein Fernsehsender, denn wir sind euer Sprachrohr und euer Freund, und ab heute bleiben wir für immer zusammen, okay?» Was als Hoffnung begann - dem damals übermächtig erscheinenden US-Musiksender MTV Paroli zu bieten - setzte sich schon bald bei den jungen Zuschauern durch. In diesen Tagen feiert Viva zehnjähriges Jubiläum - und den Aufstieg vom «jugendorientierten Spartenkanal» zum «führenden Young Entertainment Medienunternehmen», das künftig in Europa die Nummer eins sein will.
Beim Sendestart am 1. Dezember 1993 sah alles noch ein wenig anders aus als heute. Mit strenger Hornbrille auf der Nase und weißem Rollkragenpulli unter dem Hemd grüßte Stefan Raab vom Bildschirm; das Viva-Set hatte noch keinen coolen Lounge-Look, sondern eher den eines nicht ganz aufgeräumten WG-Zimmers. Eine künftige Konstante aber tauchte zur Geburtsstunde des Senders auf: der Moderator Mola Adebisi, samt seinem Markenzeichen, den Dreadlocks, die der 30- jährige Viva-Veteran auch heute noch trägt.
Adebisi, der im Alter von 20 Jahren bei dem Sender anheuerte und nun das zehnjährige Jubiläum mitfeiert, erinnert sich an die etwas holperigen Anfänge. «Wir wollten anfangs sehr hip sein und haben eine Jugendsprache kreiert, die so aber keiner sprach.» Die Hände wurden wie in der HipHop-Musik intensiv zur Kommunikation eingesetzt: «Wir haben uns da erst schwer getan.»
Probleme bereitete anfangs auch das Ziel, mindestens 40 Prozent des Musikprogramms aus deutschen Gruppen und Sängern zusammenzustellen - es habe einfach an Material gefehlt. Heute, mit dem großen Nachschub an deutsch-produzierter Musik - von Xavier Naidoo über Sabrina Setlur bis Bro'Sis und Alexander - liege die Quote oft weit über 40 Prozent, sagt Adebisi.
Die gegenwärtige Herausforderung sei eher das Tempo: «Die Geschwindigkeit der Jugendkultur wird immer schneller», meint Adebisi. «Viva muss künftig ebenfalls schneller werden und auf die wechselnden Trends reagieren können. Es reicht nicht, einen Trend zu erkennen, er muss auch für den Sender gleich umgesetzt werden.»
Der Vorstandschef der Viva Media AG, Dieter Gorny, nennt es die «Veränderung der Zielgruppe»: «Der neue Typ Zuschauer liebt Gaming, Flirting, Dating, SMS und ist durch die heute so zahlreich zur Verfügung stehenden Kommunikationsangebote schwerer greifbar geworden.» Rechnung trägt dem unter anderem der Zweitsender Viva- Plus, der seit Januar 2002 besonders die kommunikationsvernarrten Jugendlichen anspricht. Sie können die «Jukebox» des Senders «interaktiv» mit ihren Lieder-Wünschen füttern und gleichzeitig Liebesgrüße per SMS auf den TV-Schirm bringen.
Das zehnjährige Jubiläum feiert Viva an diesem Samstag (15.11.) bei einer Party in Köln: Mit Gästen wie Sarah Connor, Wyclef Jean, Westlife, Fettes Brot, den No Angels und den Fantastischen Vier wird ein Streifzug durch die vergangene Viva-Dekade gemacht, der dann am 29. November ausgestrahlt wird.