1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Musikpreis Echo: Musikpreis Echo: Frei.Wild von Nominierungsliste gestrichen

Musikpreis Echo Musikpreis Echo: Frei.Wild von Nominierungsliste gestrichen

Von Andreas Montag 07.03.2013, 15:13
Der Echo-Preis
Der Echo-Preis dpa Lizenz

Halle (Saale)/MZ. - Frei.Wild wird dem Bundesverband der Musikindustrie nun böse sein, denn der legte am Donnerstagabend überraschend eine Wende hin: Die umstrittene Südtiroler Combo wird von der Nominierungsliste für den Branchenpreis Echo genommen, der am 21. März in Berlin verliehen wird. Die Bands Kraftklub (Chemnitz) und Mia aus Berlin, die ebenfalls nominiert worden waren, hatten zuvor aus Protest gegen Frei.Wilds Teilnahme ihr Kommen abgesagt.

Sie hätten sich nur kurz über die Nominierung gefreut, da mit Frei.Wild eine Band genannt worden sei, „deren Weltbild wir zum Kotzen finden“, ließen Mia wissen. Die Erklärung von Kraftklub klang ähnlich: „Wir haben unsere Plattenfirma gebeten, dafür zu sorgen, dass unsere Nominierung für den Echo in der Kategorie ,Rock/Alternativ National‘ zurückgezogen wird. Wir möchten nicht weiter in einer solchen Reihe genannt werden.“ Gemeint war Frei.Wild.

Und auch die Ärzte, die wie Unheilig gleichfalls nominiert sind, mögen die Kollegen aus den Tiroler Bergen nicht. Wieder mal sei eine politisch fragwürdige Band nominiert worden, meldeten die Musiker auf ihrer Homepage: „Da uns der Echo sowieso nie interessiert hat und unsere politische Einstellung hinreichend bekannt sein sollte, liegt der Rest in den Händen der sicherlich weisen Juroren.“

Die Ablehnung war eindeutig, der Grund für die nunmehr gestrichene Nominierung von Frei.Wild war es zunächst auch: Deren Konzerte sind ausverkauft, die Tonträger gehen weg wie warme Semmeln. Da mussten die Veranstalter schon in die Regeln des Echo-Preises eingreifen, der den kommerziellen Erfolg einer Band würdigt.

Ob die Hervorbringungen von Frei.Wild preiswürdig gewesen wären, durfte man allerdings aus guten Gründen bereits vorher bezweifeln. In ihren aggressiven Texten verherrlichen die Musiker ihren Heimatboden sowie Männerfreuden wie Saufen und Fußball, das kulturelle Niveau ist tiefer nicht mehr zu legen. Neonazis sind sie wohl nicht, aber ihre Melange aus Stolzgedöns und Treueschwüren trägt deutliche Züge von Südtiroler Separatismus, den man eigentlich für ausgestorben gehalten hatte. „Das ist das Land der Vollidioten, die denken, Heimatliebe ist gleich Staatsverrat“, heißt es in „Das Land der Vollidioten“. Und später wird moniert: „Kreuze werden aus Schulen entfernt, aus Respekt vor den andersgläubigen Kindern“.

Von Hitler und Mussolini wollen sie nichts wissen, tönen sie, „auf Bush und Hussein wird geschissen“. Dabei ist kein Thema zu groß: Zu Aids fällt der Band ein, die Menschheit vor ihren Trieben und vor Thailand zu warnen. Und eine Website hat die Kapelle auch, auf der sie gute und böse Journalisten mit ihren Beiträgen verlinkt hat. Die bösen bekommen einen roten Daumen, der nach unten zeigt.