Musikmuseum Musikmuseum: Philipp Adlung verlässt das Beethovenhaus
BONN/MZ. - Vor anderthalb Jahren war er mit fliegenden Fahnen und viel Vorschusslorbeer von Halle nach Bonn aufgebrochen, am Dienstag endete die Ära von Philipp Adlung als Direktor des Bonner Beethovenhauses abrupt. Wie der Vorstand des Vereins mitteilte, der das renommierte Musikermuseum betreibt, sei man über eine "einvernehmliche Beendigung der Zusammenarbeit" im Gespräch. Einem Bericht des Bonner Generalanzeigers zufolge ist es "in der Zusammenarbeit Adlungs mit den Angestellten des Beethoven-Hauses zu Spannungen gekommen". Dafür spricht auch, dass der kommissarisch eingesetzte Nachfolger, Manfred Harnischfeger, bei der Verkündung der Nachricht an das Personal "in freudige, entspannte Gesichter" geblickt haben will.
Dass Adlung durchaus in der Lage ist, binnen kurzer Zeit Tatsachen zu schaffen, hat man in Halle gesehen. Binnen zweier Jahre wandelte der Musikwissenschaftler und Jurist, der zuvor als Geschäftsführer des Bucerius-Kunstforums gearbeitet hatte, das Händel-Haus in eine Stiftung um und organisierte pünktlich zum 250. Todestag des Komponisten die neue Dauerausstellung. Dass er hausintern allerdings nicht immer mit dem nötigen Fingerspitzengefühl agierte, war hinter den Kulissen immer wieder zu hören. Die Nachricht von seinem vorzeitigen Abschied verwunderte dann aber doch. Der Bonner Vorstands-Vorsitzende und ehemalige Gewandhaus-Kapellmeister Kurt Masur habe ihn persönlich für die neue Aufgabe gewonnen, sagte Adlung damals zur Begründung. Am Montag leitete der Dirigent nun allerdings auch jene Sitzung, bei der offenbar die Trennung von Adlung beschlossen wurde.
Sein Nachfolger Harnischfeger, der sein Amt zunächst für ein halbes Jahr ausüben soll, hat mehrere Jahre die Unternehmenskommunikation von Deutsche Post DHL und Postbank geleitet und war Beauftragter der Post für das Beethoven Festspielhaus. Zudem lehrt er als Professor an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Er kennt große Konzerne, hat aber auch Erfahrungen mit Stiftungen gesammelt, darunter die Stiftung Deutsches Musikleben.