Musiklegende Musiklegende: David Bowie war das einzig wahre Chamäleon der Popgeschichte

Der Musiker David Bowie ist tot. Als diese Meldung am Montagmorgen in den Achtuhrnachrichten des Deutschlandfunks verkündet wurde, wurde das Grundrauschen aus Köln-Ausschreitungen, Asylverschärfung, Koalitionsgemurmel für einem Moment von einem ganz eigenen Klang überlagert. „There's a starman waiting in the sky. Hed like to come and meet us, but he thinks he'd blow our minds.“
Der Sternenmann aus dem All, der uns so gerne besuchen würde, aber lieber noch wartet, weil wir das wohl nicht verkraften würden. All die irdischen Beschwernisse, die großen Kleinlichkeiten des Lebens verschwanden hinter dieser einen, universellen Melodie. Es gibt nur wenige Künstler, die mit einem Song, die Welt inne halten lassen können, wenigstens für Sekunden. David Bowie zählte zu ihnen.
Als am vergangenen Freitag sein neues Album „Blackstar“ erschien, wurde darüber spekuliert, ob er aus diesem Anlass eventuell noch einmal in der Öffentlichkeit auftreten würde, in New York, wo er seit langem lebt oder gar in Berlin, wo in den 70er-Jahren drei seiner stilprägenden Platten erschienen sind.
Vor zehn Jahren hatte sich Bowie nach einem Herzinfarkt mehr oder weniger aus dem Musikgeschäft zurückgezogen. Aber dann war vor zwei Jahren überraschend sein Comeback „The Next Day“ erschienen und nun das von Kritikern schon vorab bejubelte „Blackstar“.
Jetzt wurde bekannt, dass David Bowie am Sonntag im Kreise seiner Familie gestorben ist, zwei Tage nach seinem 69. Geburtstag. Wie sein Management über Facebook mitteilte litt der Musiker seit 18 Monaten an einer Krebserkrankung.
Wenn heute von Popstars gelegentlich behauptet wird, sie würden sich häuten wie ein Chamäleon, nur weil sie mal ihren Sound wechseln, ist das meistens nur lächerlich. Das einzig wahre Chamäleon der Popgeschichte ist - ja, war - David Bowie.
Er war der Mann, der sich ständig neu erfunden hat, der das Spiel mit den Identitäten zu seiner künstlerischen Methode erkor. Mit dem Album „The Rise and Fall of Ziggy Stardust and The Spiders from Mars“ erschuf er sich 1972 eine Kunstfigur, die vom Untergang der geweihten Welt erzählt. Dieses Thema sollte er über die Jahre variieren, bis hin zu seinem jüngsten Album „Blackstar“, mit dem sich, wie wir nun wissen, ein Kreis schließt.
Mit Berlin führte David Bowie eine ganz besondere Liaison, ästhetisch, künstlerisch und auch persönlich. Von 1976 bis 1978 lebte er in einer Altbauwohnung im Stadtteil Schöneberg, er war in die Stadt gekommen, um im harten Entzug vom Heroin wegzukommen, er verließ Berlin mit drei seiner wichtigsten Album, darunter „Heroes“, auf dem der berühmte Mauersong zu hören ist. Es gibt von dem Titel auch eine Version in deutsch-englischer Sprache, „sie waren Helden, für einen Tag“.
Dieses Lied wird bleiben, für immer.