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Musikinstrument Theremin Musikinstrument Theremin: Sphärische Töne aus der Luft

Von Imke Hendrich 17.04.2008, 08:41
Carolina Eyck spielt auf einem Theremin. Das Instrument, das auch «Ätherwellengeige» genannt wird, gilt als das erste spielbare elektronische Instrument. Erfunden wurde es 1919 vom russischen Physiker und Musiker Lew Thermen. (Foto: dpa)
Carolina Eyck spielt auf einem Theremin. Das Instrument, das auch «Ätherwellengeige» genannt wird, gilt als das erste spielbare elektronische Instrument. Erfunden wurde es 1919 vom russischen Physiker und Musiker Lew Thermen. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Fredersdorf/dpa. - Nur ihreFinger bewegen sich und finden die Melodie im elektromagnetischen Feld, das um die Antennen herum erzeugt wird. Nur Musik-Insider kennen das Theremin, dabei war es anno 1919 das erste spielbare elektronische Instrument weltweit. Die aus Fredersdorf bei Berlin stammende Eyck gilt als eine der besten Solisten. Weltweit gibt es maximal 20 Spieler, die das Instrument konzertant beherrschen.

«Dabei wird die besondere Klangfarbe des Theremins immer öfter von Komponisten genutzt», erzählt Eyck, die derzeit in Stockholm Bratsche studiert. Etwas sphärisch angehaucht klingt das einstimmige Instrument, die Töne fließen ineinander. Zudem ist es ästhetisch anzuschauen, wenn Eyck in ihre «unsichtbaren Saiten» greift. Durch die Entfernung zu den an einem Holzkasten mit einigen Reglern befestigten Antennen - eine gerade für die Tonhöhen, eine gebogene für die Lautstärke - entsteht durch die Bewegungen im elektromagnetischen Feld der jeweilige Ton.

«Ich kann über den gesamten Oktavbereich spielen, aber ganz großeund schnelle Sprünge sind schon schwieriger, weil man sich da schnell"vergreifen" kann», lacht die Vollblutmusikerin. Als sie sieben Jahrealt war, hat ihr Vater Jan Bilk das Theremin durch Zufall entdeckt.«Und da meinte er, ich sollte das mal üben.» Auf dem Weg zurBeherrschung dieses schwierigen Instruments half Eyck ihr absolutesGehör. «Dadurch kann ich die Töne in der Luft gezielter orten undgreifen. Aber mir darf auf keinen Fall jemand ins elektromagnetischeFeld kommen, das verändert jeden Ton», erzählt Eyck.

«Auch jeder Wackler von mir macht alles kaputt.» Zwei MeterAbstand sei das Mindeste, und daher steht sie in Orchesterkonzertenneben der Harfe in sicherem Abstand zu den Bläsern und Streichern. Soetwa in der Inszenierung «Der kleinen Meerjungfrau» von John Neumeieran der Staatsoper Hamburg. Im nächsten Jahr geht sie mit dem Ensembleauf Japan-Tournee. Aber auch bei Theremin-Festivals oder inSolokonzerten rund um die Welt tritt die junge Sorbin auf. Sie stehtvor allem für die klassische Musik am Theremin, das 1919 vomrussischen Physiker Lew Sergejewitsch Termen erfundenwurde. Bei dessen Großnichte lernte Eyck als kleines Kind.

Anfangs wurde das Instrument vor allem durch Filmmusiken und imPop/Jazz bekannt, aber auch Bands wie Led Zeppelin hätten dasTheremin genutzt, «meist aber als reine Effektmaschine», wie Eycketwas abschätzend sagt. Einzug in den Unterricht deutscherMusikschulen hat das exotische Instrument allerdings nicht gehalten.«Das Theremin wird in der Musikschullandschaft immer eineSpezialposition einnehmen», meint Matthias Pannes,Bundesgeschäftsführer des Verbandes deutscher Musikschulen.

Überaus positive Erfahrungen hat allerdings die Conrad-Hansen-Musikschule der Stadt Lippstadt mit einigen laut Musikschulverbandbundesweit einzigartigen Theremin-Workshops gemacht. «Die Resonanzübertraf alle Erwartungen, Musiker auch aus dem Ausland freuten sich,ein Angebot im europäischen Raum entdeckt zu haben», erzählt LeiterWolfgang Streblow. Zwischen 500 und mehreren tausend Euro muss manübrigens für ein Theremin zahlen - und dann «lange, langeüben», wie Virtuosin Eyck immer wieder betont.