Rocklegende Kille, kille Pankow: Kultband lässt Gabi wieder fliegen
Die Band Pankow ist auf Jubiläumstour. Zum 40. Jahrestag spielen Andrè Herzberg und Jürgen Ehle alle alten Hits.

Halle/MZ - Am Ende sind die Hände in der Luft und die gute alte Gabi, sie fliegt wieder aus der Schultoilette in den Himmel hinein. André Herzberg, der Sänger der Berliner Rockgruppe Pankow, hat die Arme zu Flügeln ausgefahren und die Augen geschlossen, als er das Lied von 1983 singt, das damals der erste Hit seiner Band war.
Gerade zwei Jahre gab es Pankow da, ein Quintett, wie es nur in der DDR hatte entstehen können. Vier Musiker, bis dahin Begleitband der Schlagersängerin Veronika Fischer, taten sich nach der Flucht ihrer Frontfrau in den Westen mit einem Sänger zusammen, der alles andere war als ein ausgebuffter Profi.
Junge Wilde, graues Haar
Dass sie 40 Jahre später noch immer zusammen unterwegs sein würden, hätten die drei verbliebenen Originalmitglieder Sänger Herzberg, Gitarrist Jürgen Ehle und Schlagzeuger Stefan Dohanetz damals auch nicht gedacht. Und doch sind sie da an diesem Donnerstagabend: Ehle mit der Schiebermütze, Herzberg in einer Brokatweste mit goldenen Hosenträgern und der Trommler mit weißem Haar und langem Zopf.
„Tut gut, Euch zu sehen“, sagt Herzberg bei diesem ersten Konzert der Jubiläumstour zum 40. Bandgeburtstag im halleschen Objekt 5. Die Pandemie hat den Tourplan gekürzt, dank 2G aber ist es richtig voll geworden im halleschen Klub. Herzberg freut sich: „Es ist so schön, wieder auf der Bühne zu stehen.“
Zumal schnell klar ist, dass die alten Hits auch heute noch funktionieren - und das sogar, obwohl Pankow nie mehr nach Rolling Stones und Delta-Blues klangen als heute. Aus den jungen Wilden der letzte DDR-Dekade, die nicht von Schwänen, Brücken und Rockerrente sangen, sondern vom ganz normalen Alltag eines DDR-Jugendlichen, sind Musiker geworden, die ihr eigenes Erbe mit Leidenschaft pflegen.
Im Gassenhauergarten
Im Konzert geht es einmal quer durch den Gassenhauergarten: Vom Lied „Rock’n’Roll im Stadtpark“ über „Ich bin ich“ bis zu „Wetten, Du willst“ und „Inge Pawelczik“ blättert sich das von Andrè Drechsler am Bass und Kulle Dziuk am Keyboard verstärkte Ur-Trio durch seinen dicken Hitkatalog. Dazu gibt es neuere Songs aus der Nachwendezeit und einen Song von Renft-Texter Gerulf Pannach. „Wir haben nie gewusst, dass wir uns so nah sind“, sagt Andrè Herzberg und dann spielen sie „Langeweile“, das Stück, das die DDR in zwölf Zeilen beschreibt. Der Saal singt beseelt mit.