Musik-Moderator Musik-Moderator: Markus Kavka schreibt Heimatroman

Berlin/dpa. - «Rottenegg»: Was bei falscher englischer Aussprachenach einem anstößigen Skandal-Roman im Stile von Charlotte Roches«Feuchtgebiete» klingt, ist in Wirklichkeit der oberbayerischeHeimatort von Gregor Herzl. Der Berliner Musikmoderator - vomlangjährigen Arbeitgeber Pop TV rausgeschmissen, von der hübschenFreundin vor den eigenen Augen betrogen und vom Partylebengelangweilt - flüchtet kurzerhand in die Geborgenheit des kleinenRotteneggs. «Die Mama und ihre Platzerl, der Papa und seineWeihnachtsgans. Ich freute mich drauf. Das war genau das, was ichjetzt brauchte», schreibt Markus Kavka (43) in seinem ersten Roman.
Wenn der ehemalige MTV-Moderator die Geschichte von Gregor Herzlerzählt, dann schöpft er aus dem Fundus seines eigenen Lebens.Parallelen sind kaum zu übersehen: beide moderieren bei einemBerliner Musiksender und verlieren ihren Job, beide sind Anfang 40und stammen vom oberbayrischen Land. «Aber damit hat's sich dann auchschon. Ganz klar, dass Gregor Herzl nicht Markus Kavka ist und dieFamilie Herzl hat auch nichts mit meiner Familie zu tun», stellt derAutor klar.
Ursprünglich hatte der «Moderatoren-Opa» eine autobiografischeAbhandlung über 20 Jahre Musikfernsehen im Sinn. Aber nachdem Kavkaeine Musikshow bei «MySpace.com» begonnen hatte, wollte er keinenKulturpessimismus verbreiten. Oder, wie es vielleicht die Kritikererwartet hätten, erzählen, dass früher alles besser war und heute nurnoch Klingeltonwerbung und Ami-Shows nerven. «Da hatte ich keinenBock mehr, ein Buch drüber zu schreiben. Das Thema war für micherledigt», sagt der Moderator.
So entschied er sich für eine fiktive Geschichte, die in derProvinz spielt. Er ist nicht der erste Moderator mit literarischenAmbitionen: Neben Charlotte Roche schaffte es auch Sarah Kuttner(«Mängelexemplar») in die Bestsellerlisten.
Für Kavka wird es sicherlich nicht das letzte Buch bleiben. «Daswar so eine schöne Beschäftigung im Winter, wenn man eh nicht vor dieTür kann», erinnert sich der Autor. Im Hinterstübl habe er auch schoneine Idee für ein nächstes Buch. Mit seinem aktuellen Roman ist derModerator ab März auf Lesetour. Die Tour beginnt auf der LeipzigerBuchmesse und geht dann quer durch die Republik.
Und darum geht es: In Rottenegg angekommen, wird der prominenteMusik-Moderator von den anderen Dorfbewohnern mit einem skeptischenund einem bewundernden Auge aufgenommen. Mehr aus Langeweile als ausLeidenschaft verliebt er sich dann in die 24-jährigeSparkassenangestellte Johanna, die sich bis zum Schluss nicht ganzvon ihrer Beziehung mit dem «recht grobschlächtigen Motorradrockeraus dem Nachbarort Obermettenbach», Lukas Hinrainer, trennen kann.
Nach anfänglicher Harmonie kommt sich der großstädtische Superstarnicht nur mit dem Hinrainer Lukas sondern auch mit fast allen anderenDorf-Persönlichkeiten in die Quere. Nach einer Reihe mittlererKatastrophen, die sich Herzl nach seiner schweren Zeit in Berlinnicht hätte träumen lassen, flüchtet er sich wieder zurück in dieAnonymität der Großstadt.
Was bleibt, ist eine ganz existenzielle Frage: Wo komme ich her,wo gehöre ich hin? Im Buch muss Herzl feststellen, dass er seinenPlatz im Leben noch nicht gefunden hat und womöglich auch nie findenwird. Persönlich stellt sich Kavka diese Frage auch immer wieder.«Eine Frage, auf die ich in Zukunft auch gerne mal eine Antwortfinden würde.» Noch fühlt sich der gebürtige Bayer aber sowohl imkleinen Manching bei Ingolstadt als auch in der Hauptstadt zu Hause.«Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust.»