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Musik Musik: Ideal-Sängerin Annette Humpe startet Comeback

Von Thomas Kunze 22.03.2005, 07:00
Die Sänger Annette Humpe und Adel Tawil von der Band «Ich+Ich» posieren in Berlin bei einem Fototermin (aufgenommen am 10.03.2005). (Foto: dpa)
Die Sänger Annette Humpe und Adel Tawil von der Band «Ich+Ich» posieren in Berlin bei einem Fototermin (aufgenommen am 10.03.2005). (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Jetzt will es die 54-Jährige noch einmal wissen. Mit dem RapsängerAdel Tawil (26) hat sie die Band Ich + Ich gegründet und eine CDmit demselben Titel eingespielt. Das Album, das am 18. Aprilerscheint, handelt von der Einsamkeit des Individuums und derErlösung durch Liebe. Am 29. März erscheint daraus die Single «Duerinnerst mich an Liebe». «Was sonst als Liebe soll uns denn erlösen- etwa Geld?», fragt die Sängerin, die die Texte geliefert hat.

Für den Spätsommer ist an eine Tournee gedacht, falls das Albumerfolgreich ist, betont Humpe. Derzeit ist nur ein Konzert geplant,am 30. April im thüringischen Sonneberg. Von Ideal will die Banddabei nur den eher zurückgenommenen Song «Monotonie» spielen. «Ichfinde es doof, wenn 50-Jährige so eine aggressive Nummer fahren»,meint die Sängerin. «Es wäre doch plemplem, wenn ich jetzt noch soauftreten würde wie damals. Ideal ist Teil meiner Geschichte, aberich würde nicht noch einmal "Blaue Augen" singen. Damals hab ichgesungen: Mit mir beginnt die Eiszeit oder Komm wir lassen unserschießen... - das stimmt heute einfach nicht mehr.»

«Wir sitzen hier seit tausend Jahren und stellen uns die gleichenFragen», heißt es im Titelsong der CD. Und in einem anderen Liedsingt das Paar «Ich bin ein Felsen im Meer». «Man muss dieses Lebenallein durchstehen, egal ob man verheiratet oder Single ist oder ineiner Wohngemeinschaft zu zwölft wohnt», philosophiert Annette Humpe.Der junge Adel sitzt lächelnd dabei.

Seine poppige, ohrwurmverdächtige Musik, die hie und da an Spliffoder an Xavier Naidoo erinnert, steht zu den düsteren Testen imseltsamen Kontrast. «Der Gegensatz ist gewollt», sagt die Sängerin.«Es wäre nicht auszuhalten, wenn die Musik auch noch so melancholischum die Ecke käme.» Doch mit den Problemen, die die Texte aufwerfen,müsse sich jeder herumschlagen. «Ich sehe bei meinem Kind, wie dieFragen aufkommen.» Der Junge ist jetzt zwölf. Auch ihm zuliebe hattesie bislang auf ein Comeback verzichtet. «Als ich mit Anfang 40 dasKind bekam, war ich aus dem Häuschen, ich wollte immer mit ihmzusammen sein.»

Das neue Musikergespann traf sich im Jahr 2002 zufällig in einemBerliner Tonstudio - bei der Produktion für einen anderen Künstler.«Ich habe den Chorus eingesungen», erinnert sich Adel. «Dabei gab esStellen, die ich nicht gut brachte. Annette sprang ein und hatte Spaßdaran.» Später setzte sich das Paar bei einer Flasche Wein inAnnettes Küche zusammen. «Schnell standen vier neue Songs», erzähltder Musiker. «Und Annette schrieb wie im Rausch fast jeden Tag einenneuen Text.»

Adel könnte gut und gern der Sohn der Sängerin sein. «Das ist jagerade spannend», lautet ihr Kommentar. Musikalisch musste sich dasungleiche Paar erst zusammenraufen. Adel, der von Rap und Downbeatkommt, spielte ihr Stücke seiner Band The Boyz vor. Annette legteIdeal, Velvet Underground und Rio Reiser auf. «Anette ist alsProduzentin sehr kritisch, bei ihr muss alles stimmen», meint Adel.Und sie sagt: «Er hat mich bestärkt, das Comeback zu wagen. Ichdachte vorher, ich bin zu alt, ich darf das nicht mehr. Dann aberpfiff ich auf die Konventionen, ich hab schließlich mein Leben langnicht nach Konventionen gelebt.»