Musik Musik: Dirigent Carlos Kleiber ist tot
Ljubljana/Wien/dpa. - Der österreichische Dirigent Carlos Kleiberist tot. Der Musiker starb bereits am 13. Juli im Alter von 74 Jahrennach langer Krankheit, sagte die Sprecherin des slowenischenKultusministeriums, Petra Skofic, am Montag der dpa. Sie bestätigtedamit einen entsprechenden Bericht der slowenischenNachrichtenagentur STA. Kleiber starb den Angaben zufolge bereits am13. Juli in seinem Ferienhaus in dem Dorf Konsica, 60 Kilometeröstlich von Ljubljana. Dort wurde er am vergangenen Samstag inAnwesenheit seiner Kinder und der engsten Verwandten beigesetzt.
Wie seine Mutter stammte auch die Ehefrau des Musikers, die imDezember vergangenen Jahres starb, aus Slowenien. Der Dirigent seiauf eigenen Wunsch am gleichen Ort beigesetzt worden, hieß es. DieKinder des Dirigenten in Bayern wollten am Montag keine Stellungnahmeabgeben. Unterdessen wurde in München bekannt, dass Kleiber seitMonaten gesundheitlich stark angegriffen war. Einem Vertrautengegenüber habe er im April geäußert, er müsse sich in einemSalzburger Krankenhaus einem operativen Eingriff unterziehen. Kleiberwar seit 1980 österreichischer Staatsbürger.
Der langjährige Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper,Wolfgang Sawallisch, würdigte Kleiber als «einen der faszinierendstenDirigenten dieser Epoche». Der Direktor der Wiener Staatsoper IoanHolender sprach von ihm als dem «größten lebenden Dirigenten».Kleiber habe «in der Kunst das gesucht, was niemand findet: DasAbsolute», sagte Holender der österreichischen Nachrichtenagentur APAin Wien. Der Tod Kleibers sei ein enormer Verlust für die Musikwelt.Die deutsche Kulturstaatsministerin Christina Weiss meinte, Kleibersei «schon zu Lebzeiten sein eigener Mythos gewesen».
Der letzte öffentliche Auftritt des Dirigenten in Deutschlandliegt Jahre zurück. Er dirigierte im April 1996 in Ingolstadt beieinem vom Audi-Kulturfonds veranstalteten Konzert Werke vonBeethoven, Mozart und Brahms. Noch zwei Tage vor seinem Tod bedanktesich Kleiber beim Chef des Kultursponsorings des Autokonzerns fürWünsche zu seinem Geburtstag am 3. Juli. Bei seinem letzten Konzertüberhaupt dirigierte er im Februar 1999 in Cagliari auf SardinienBeethovens 4. und 7. Symphonie.
Der Musiker wurde am 3. Juli 1930 in Berlin als Sohn desösterreichisch-argentinischen Dirigenten Erich Kleiber geboren. Erwuchs in Argentinien auf und erhielt dort seine erste musikalischeAusbildung. Seine Dirigentenlaufbahn begann er 1952 im Theater in LaPlata. 1953 war er im Münchner Gärtnerplatztheater erstmals in Europazu hören.
Kleiber etablierte sich rasch und stand am Pult angesehenerOpernhäuser wie Zürich und Stuttgart. Kurze Engagements in Potsdam,Düsseldorf, Zürich und Stuttgart blieben die Ausnahme in seinerKarriere. Der Musiker galt als schwierig und perfektionistisch, aberauch als Meister der Werktreue und Präzision.
Gerade sein Perfektionismus brachte Kleiber auch den Ruf einesschwierigen Exzentrikers ein. Seine raren Auftritte an den führendenOpernhäusern der Welt von der Mailänder Scala über die FestspieleBayreuth bis zur Metropolitan Opera New York wurden von Publikum undKritik gleichermaßen enthusiastisch aufgenommen. Die Musikkritikfeierte ihn als «vulkanisches Element am Opernpult».
Er wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, etwa dem GoldenenTaktstock der Mailänder Scala und dem Deutschen Schallplattenpreis.Zuletzt lebte der Musiker zurückgezogen in Grünwald bei München. Mitseiner Ehefrau hatte er einen Sohn und eine Tochter, die vor achtMonaten einen Sohn geboren hat. Mit seinem Enkelkind soll Kleiberzuletzt viel Zeit verbracht haben.