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Musik Musik: Die Wandlung des Justin T.

Von Carla S. Reissman 06.09.2006, 08:00
US-Sänger Justin Timberlake hat sich seine Shirley Temple-Locken abgeschnitten, bei Auftritten im Vorfeld seines zweiten Solo-Albums «Futue Sex/Love Sounds» (deutscher Start 8. September) lässt er die Hüften kreisen und er umgibt sich mit Rappern wie Timabaland und T.I. (Foto: dpa)
US-Sänger Justin Timberlake hat sich seine Shirley Temple-Locken abgeschnitten, bei Auftritten im Vorfeld seines zweiten Solo-Albums «Futue Sex/Love Sounds» (deutscher Start 8. September) lässt er die Hüften kreisen und er umgibt sich mit Rappern wie Timabaland und T.I. (Foto: dpa) EPA

New York/dpa. - So schnell wird aus dem Ex-Boyband-MitgliedJustin Timberlake ganz bestimmt kein harter Junge werden, aber erbemüht sich derzeit schwer: Der frühere N'Sync-Sänger hat sich dieShirley-Temple-Locken abgeschnitten, bei Auftritten im Vorfeld seineszweiten Solo-Albums «Futue Sex/Love Sounds» (deutscher Start am 8.September) lässt er die Hüften kreisen, und er umgibt sich mitRappern wie Timabaland und T.I.. Auch seine Texte sind nicht mehrganz so clean. In seiner neuen Hit-Single «Sexy Back» verspricht erlasziv «I ll let you whip me if I misbehave» (Du darfst michauspeitschen, wenn ich mich nicht benehme).

Ganz nimmt man dem 25-jährigen Babyface im feinen Anzug dasVerruchte noch nicht ab, aber es steht außer Frage: Timberlake willin die Fußstapfen seines großen Vorbilds, des Briten Robbie Williams,treten. Auch der war ein umjubelter Teenie-Schwarm - bei Take That -bis er mit seiner Solo-Karriere zum Bad Boy und Swing-König mutierte.Von den perfekten Tanzchoreografien aus N'Sync-Zeiten hat sich JustinTimberlake verabschiedet. Für das neue Album schreibt er seineeigenen Songs, er singt keinen vorfabrizierten Kitsch. Dabei macht erkeinen Hehl daraus, dass er sich die heilige Dreifaltigkeit des Pop-Soul zum Vorbild genommen hat: Von Prince hat er sich die funkigeAnmache geholt, von Stevie Wonder einen Anflug von Eklektizismus undvon Michael Jackson die einprägsame Falsett-Stimme und die Chöre.

Timberlakes Kopfstimme fehlt jedoch im Gegensatz zu Williams dasMännliche. Kritikern zufolge klingt er «mickymausig». Kein Wunder,schließlich begann er seine Karriere als Zwölfjähriger bei der US-TV-Show «Mickey Maus Club» - neben seiner späteren Freundin BritneySpears und Christina Aguilera. Aber das stimmliche Manko macht er miteiner klugen Wahl der Musikproduzenten und den richtigen Songs wiederwett. Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass Timberlakeinzwischen erwachsen geworden ist, dann ist es auch seine dreijährigeBeziehung zum neun Jahre älteren Hollywood-Star Cameron Diaz - welchein Kontrast zu Lollipop-Britney.

Der «Pop-Prinz» ist auf dem richtigen Trichter. Das gestehen ihmauch jene zu, die ihn anfangs noch belächelten: Robbie Williams nimmtihn zumindest schon so sehr als Konkurrent ernst, dass er den Startseines neuen Albums «Rudebox 1974» auf Oktober verschoben hat. Undbei der Verleihung der MTV Musikvideopreise in der legendären RadioCity Music Hall in New York Ende August bekam Timberlake die Ehre,den Show-Auftakt zu singen. Der Hype um das neue Album ist groß: Inden kommenden Wochen ist Timberlake für alle großen TV-Shows im US-Fernsehen gebucht, von David Letterman über Jay Leno bis zu MTV's«Total Request Live».

Die harte Nummer hatte der Ex-N'Sync-Sänger auch schon bei seinemersten Solo-Album «Justified» (2002) versucht, aber erst jetztscheint ihm der Durchbruch wirklich gelungen. «Sexy Back» ist aufPlatz eins der US-Billboard's Hot 100. «Timberlake schreibt seineSongs immer noch wie ein Praktikant, aber einer, der talentiert genugist, seine Grenzen als Bescheidenheit zu verkaufen», befand die «NewYork Times».