Musik Musik: Buena-Vista-Social-Club-Legende Ibrahim Ferrer ist tot
Havanna/dpa. - Am Montag soll er auf einem Friedhof in Havannabeigesetzt werden. Der Musik-Veteran war gerade von einer Tourneedurch die Niederlande, Österreich, Spanien und die Schweiz nach Kubazurückgekehrt.
Zusammen mit dem Gitarristen Compay Segundo und dem PianistenRubén González, mit Eliades Ochoa, Ry Cooder und Omara Portuondoerlangte die Band mit ihrer kubanischen Musik Weltruhm, nicht zuletztauch durch den preisgekrönten Dokumentarfilm «Buena Vista SocialClub» des deutschen Regisseurs Wim Wenders. Mit Ferrer starb nun derdritte Musiker des populären Ensembles.
Im Juli war Ferrer noch beim Jazz-Festival in Montreuxaufgetreten. Bei der jüngsten Europatournee hatte er sein letztesWerk propagiert: «Mi sueno. A bolero Songbook». In Barcelona bekannteer, er habe sein ganzes Leben davon geträumt, eine Platte mit Bolerosaufzunehmen.
Ferrer wurde am 20. Februar 1927 im Osten der Karibikinsel, inSantiago de Cuba, geboren. Mit zwölf wurde er Waise und mit 14 Jahrenwidmete er sich seiner Leidenschaft, der Musik. In den 40er und 50erJahren sang er in verschiedenen Gruppierungen kubanischer Musiker, soin Los Jovenes del Son. Dann war es viele Jahre stiller um den Sängergeworden.
In den 80er Jahren brachte er ein Album mit den Afro-Cuban AllStars heraus, bei denen auch sein Freund Rubén González mitspielte,der im Dezember vor zwei Jahren starb. Compay Segundo, der Jahre vorseiner «Club»-Zeit als Teil des Duos Los Compadres die kubanischeMusikszene bereicherte, starb im Juli 2003 im Alter von 95 Jahren anden Folgen eines Nierenleidens.
Ferrer gehörte zu den Veteranen kubanischer Musik, die der US-Gitarrist Ry Cooder und Juan de Marcos Gonzalez 1996 zum Buena VistaSocial Club zusammenführten. Cooder war vor allem von der weichenStimme Ferrers angetan. Damals lebte Ferrer von einer bescheidenenPension. Die Band brachte die so genannte Son-Musik - eine Mischungaus Salsa, Blues, Bolero sowie klassischen kubanischen Rhythmen wieDanzón, Guajira, Tumbao, Criolla - zur Blüte, die weltweit immer mehrFans fand.
Nicht zuletzt genoss die Band wegen ihres hohenDurchschnittsalters - der Jüngste, Eliades Ochoa, wurde 1946 geboren- bei mehreren Generationen große Sympathien. Ferrer war neben derSängerin Omara Portuondo und Ochoa die tragende Stimme des Ensembles.Ihr Song «Chan Chan» ist mittlerweile ein Synonym für kubanischeMusik geworden.
Nach dem Tod von Segundo und González war Ferrer immer häufigersolo aufgetreten, zuletzt am 10. Juli beim Jazz-Festival in Montreux.Erst vor wenigen Tagen war er von einer Europatournee in seinekubanische Heimat zurückgekehrt. Er soll sich in den vergangenenTagen wegen eines Magen-Darm-Infekts ins Krankenhaus begeben haben.