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Musik Musik: Anna Netrebko und Rolando Villazón als Opern-Paar

Von Esteban Engel 05.03.2007, 06:59
Die russische Opernsängerin Anna Netrebko und ihr mexikanischer Kollege Rolando Villazon bei einem Interview in Wien. (Foto: dpa)
Die russische Opernsängerin Anna Netrebko und ihr mexikanischer Kollege Rolando Villazon bei einem Interview in Wien. (Foto: dpa) dpa

Berlin/Wien/dpa. - Seitdem das Paar im Sommer 2003 bei seinemersten gemeinsamen Auftritt in Verdis «Traviata» bejubelt wurde,erobern die schöne Russin und der Latino-Sonnyboy die Bühnen der Weltwie im Flug. Mit ihrer ersten gemeinsamen CD «Duets», die seitFreitag im Handel ist, wollen die fotogene Sopranistin und der Tenormit dem markanten Wuschelkopf ihre bisherigen Erfolge noch toppen.

«Es hat sofort künstlerisch gefunkt», sagte Villazón der DeutschenPresse-Agentur (dpa) über die Blitzkarriere an der Seite seinerPartnerin. «Zwischen uns stimmt die Chemie», ergänzte Netrebko beidem Gespräch in Wien. «Das habe ich schon gespürt, als wir in LosAngeles "Roméo et Juliette" gesungen und sehr viel miteinandergearbeitet haben».

Ob als Platte, DVD, im Konzertsaal, unter freiem Himmel oder bei«Verstehen Sie Spaß?» am 21. April - das wird der Sommer von Anna undRolando. Ihre Opernduette, die sie mit der Staatskapelle Dresden(Leitung: Nicola Luisotti) aufgenommen haben, zeichnen sichangesichts der massiven Werbekampagne schon jetzt als erfolgreichsteCD des Jahres ab. Villazón, der vor wenigen Wochen die Zarzuela-CD«Gitano» mit Plácido Domingo präsentierte, wechselte jüngst zuNetrebkos Plattenfirma Deutsche Grammophon, die bereits mit derLettin Elina Garanca oder dem Pianisten Lang Lang die Klassik-Chartsbeherrscht. Doch das Paar Netrebko-Villazón ist einsame Spitze: Siesind zur Zeit auf acht der 20 bestverkauften CDs und DVDs zu hören.In den kommenden Monaten gehen beide mit der neuen Platte aufTournee, einige Konzerte sind bereits ausverkauft.

«Eine Frage des Vertrauens» - so beschreibt der 35-jährigeVillazón seine Beziehung zur etwas jüngeren Partnerin. «Damit zweiFremde zusammen singen, muss es menschlich klappen.» Auf denolivgrünen Fotos im CD-Heft schmiegen sich die beiden als verträumtesPaar aneinander, laufen Hand in Hand durch einen Park, blickenversonnen in die Kamera. Zwar sind die beiden kein Paar - Villazónist verheiratet und hat zwei Kinder, Netrebko einen Freund. Doch diePlattenproduzenten lassen den Unterschied zwischen Show und Realitätgern verschwimmen. Im wahren Leben können die Künstler beides scharfvoneinander trennen.

«Wir mögen uns, treten gerne gemeinsam auf, aber das ist dochalles sehr normal. Und auf der Bühne müssen wir die Figuren mit Lebenfüllen», sagt Villazón. Die Diva aus dem fernen Krasnodar und derBelcanto-Star aus Mexiko - fast 100 Minuten lang himmeln sie sich aufder CD an, leiden und frohlocken. Ob in der Schmacht-Arie «Soavefanciulla» aus der «Bohéme» oder in der spanischen Zarzuela «LuisaFernanda» - die acht Ohrwürmer von Puccini bis Tschaikowsky sindgroßes Gefühlskino.

Netrebko und Villazón sind Opernstars des 21. Jahrhunderts. WennAnna in der Badewanne für einen Handyanbieter wirbt, sich denAnzüglichkeiten von Moderator Thomas Gottschalk in «Wetten, dass..?»stellt oder kokett bekennt, dass sie in der Freizeit vor allem Pophört - für die Klassikwelt ist das junge Paar eine Brücke zumPublikum der Zukunft. Klassische Operndiven wie die unnahbare MariaCallas wirken da wie von einem fernen Stern.

Wie eine Geschichte aus der Märchenwelt blickt Netrebko heute aufihre steile Karriere. Im Petersburger Mariinsky-Theater wurde sie vomDirigenten Valery Gergiev entdeckt und mit 23 Jahren für dieHauptrolle von Glinkas «Ruslan und Ludmilla» verpflichtet. Dasöffnete der jungen Anna die Welt. «Alles kam schneller, als ich esmir je erträumt hatte.» Auch die Krisen blieben nicht aus. «Es gabeine Phase, da wurde mir alles einfach zu viel. Ich wollte michdiesen Star-Erwartungen nicht fügen.»

Auch für Villazón, der nach der Ausbildung in Mexiko und den USAvon dem Tenor Plácido Domingo entdeckt wurde, war der Weg auf dieOpernbühne nicht vorgezeichnet. Der Mexikaner mit österreichischenWurzeln träumte vom Priesterberuf, bevor er an den Gesang dachte.«Irgendwie sind doch alle Sänger - und das sage ich mit absolutemRespekt - auch Darsteller wie die Priester.» Als Geistlicher wäre eraber zu eitel gewesen, «auf der Bühne kann ich mich alsSelbstdarsteller ausleben». Erst vor wenigen Jahren habe er erfahren,dass sein Großvater Emilio Roth als Jude von Wien nach Mexikoflüchten musste.

Für Villazón ist der Weg zum Erfolg klar. «Wir erzählenGeschichten und kommen glaubwürdig beim Zuhörer an, weil wir selbstdaran glauben.» Und dann lässt Netrebko seinen Partner aufhorchen:«Es gibt viele hübsche Sopranistinnen, gut aussehende Tenöre sindeher selten. Wenn aber ein gut aussehender Tenor noch dazu gut singenund spielen kann, grenzt das an ein Wunder».

(Tourneedaten: Hamburg (14.07.), Mannheim (18.07.), München(21.07.), Köln (18.08.), Halle/Westf. (22.08.), Berlin (26.08.),Stuttgart (31.08.)