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Museum Schloss Moyland Museum Schloss Moyland: Wie man Kindern Joseph Beuys erklärt

Von Gerd Korinthenberg 19.08.2003, 12:51

Bedburg-Hau/dpa. - Als strenger aber hervorragender Lehrer war Kunstprofessor Joseph Beuys bei seinen Akademie-Studenten geachtet, gefürchtet und auch verehrt. Dass der heute weltbekannte Künstler gerade jungen Kunstfreunden viel zu sagen hat, beweist eine Ausstellung im niederrheinischen Museum Schloss Moyland bei Kleve. «Reden, Denken, Machen» heißt die Schau, die erstmals (bis 9. November) das vielschichtige und oft schwierige Werk des Mannes mit dem markanten Filzhut mit zahlreichen Originalen neugierigen Kindern und Jugendlichen näher bringt. Nach der Station in der Heimat von Beuys wird die Schau noch ab Ende November in Bonn, dann in Duisburg und bis November 2004 in Venlo zu sehen sein.

Fett und Schokolade, geheimnisvolle rostige Gerätschaften, verschlüsselte Zeichnungen, seltsames Malmaterial: Alles, was für «abgeklärte» Erwachsene eher nach Quatsch mit Soße riecht, dem Künstler den Ruf des Scharlatans einbrachte, reizt besonders die Fantasie der Kinder, sagt Museumspädagogin Anette Theyhsen. Immer wieder stehen im Hintergrund der Schau die Grundprinzipien, die für den 1986 gestorbenen Beuys Elemente des Lebens und seines Werkes waren: Kommunikation, Energie, die Rolle des Spiels und der Kunst.

Das «Mammut» (1960), ein herzhaft geknuddelter Stoffelefant, den wohl Frau Beuys aus einer grauen Decke für ihre eigenen Kinder genäht hat, gehört zu den geliebten Stars der Ausstellung. Der große Elefant, hingebreitet auf einem simplen Klappstuhl, erscheint unter seinem Glassturz wie eine Reliquie. Das abgerissene Riesen-Ohr, der abgeschabte Stoff, all das macht an dem Kinderzimmer-Utensil auch jungen Menschen mühelos schwierige Kategorien wie Abnutzung, Geschichte und Entwicklung deutlich, sagt die Museumspädagogin. Allemal lustiger als die elektronische SMS ist die Benutzung des «Dosentelefons» aus Blechbüchsen und Schnur, das als Beuys-Kunstwerk von 1974 in der Vitrine liegt, im Nachbau aber zum Wispern und Kichern benutzt werden kann.

Und wie viel menschenfreundlicher ist der mit einer von Beuys beschrifteten Emaille-Schüssel symbolisierte «Kommunikationsakt» der demütigen «Fußwaschung», Relikt einer Fluxus-Aktion, als der Wurf mit dem - immerhin signierten - «Pflasterstein» (1976). Unter der frechen Überschrift «Kalorienbombe» finden sich die Arbeiten mit Schokolade («Zwei Fräulein mit leuchtendem Brot»/1966) oder Honig, vor Leckermäulern hinter Glas geschützt. Mit winzigen Energie-Strömen geladen ist die «Capri-Batterie», eine Montage aus Zitrone und gelber Glühbirne, die im Museum von jungen Bastlern nachgebaut werden kann.

Selbst Beuys-Kenner dürften in der Ausstellung noch eine wenig bekannte, heitere Seite des prominenten Künstlers und Vaters von zwei Kindern entdecken: «Backe, backe Kuchen» (1950) heißt eine zarte, frühe Bleistiftzeichnung mit der Darstellung von Mutter und Kind. «Spielende Kinder» (1958) tollen als Aquarell-Schatten über ein Blatt und sogar ein gezeichnetes Kasperl-Theater gehört zum beuysschen Bilder-Inventar.