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Museum of Modern Art in Berlin Museum of Modern Art in Berlin: Die hohe Kunst des Wartens

Von Günter Werz 27.02.2004, 16:23
Der Obelisk von Barnett Newmann steht am Sonntag (15.02.2004) vor dem Eingang der Neuen Nationalgalerie in Berlin. Über dem Portal des Museums hängt bereits ein Plakat mit der Aufschrift "Das MoMA in Berlin", mit dem auf eine Ausstellung mit Exponaten aus dem Museum of Modern Art (MoMA) hingewiesen wird. (Foto: dpa)
Der Obelisk von Barnett Newmann steht am Sonntag (15.02.2004) vor dem Eingang der Neuen Nationalgalerie in Berlin. Über dem Portal des Museums hängt bereits ein Plakat mit der Aufschrift "Das MoMA in Berlin", mit dem auf eine Ausstellung mit Exponaten aus dem Museum of Modern Art (MoMA) hingewiesen wird. (Foto: dpa) dpa

Berlin/MZ. - Carmen Nunez heißt das schwarzhaarige Energiebündel, 24 Jahre alt, Studentin aus Sevilla, Typ Fröhlichkeit. Lachend stellt sie ihre Begleiter vor - fünf Kommilitonen, drei Männer und zwei Frauen, vier Tage in Berlin. Sie tuscheln und machen sich einen Spaß daraus, den Zungenbrecher "Warteschlange" auszusprechen. Knapp zwei Stunden haben sie an diesem Morgen ausgeharrt - jetzt sind sie endlich dran: Kontrolleur Peter Beyling reißt die lilafarbenen Tickets ein - der Weg in die Berliner Gast-Schau des Museum of Modern Art ist offen. Es ist 10.55 Uhr vor Berlins Neuer Nationalgalerie, ein eiskalter, aber sonniger Freitag. Fast endlos windet sich die Besucher-Schlange vom Ticket-Container zum Vorplatz und schlängelt sich schließlich bis zum Eingang. Zwei Eingänge gibt es - einen für das "normale" Volk, der andere daneben ist den "VIP" vorbehalten, die sich vom Warten buchstäblich freikaufen. Schulklassen, Besuchergruppen, Familien, Einzelgäste, Arbeitskollegen und viele Pärchen üben sich in der Kunst des Wartens. "Wir sind aus Ostfriesland", zeigt eine Frau auf ihre beiden Freundinnen - und alle lachen. "Ja, auch wir Ostfriesen verstehen was von Kunst." "MoMA" heißt Berlins neuer Star - die hochkarätige Präsentation von Meisterwerken der New Yorker Sammlung, die seit einer Woche die Besucherscharen anlockt. Das Nationalitäten-Karussell dreht sich täglich aufs Neue. Anita Kügler ist mit ihrem Mann aus Leipzig angereist: "Wir sind für drei Tage in Berlin bei den Kindern - da haben wir die Ausstellung gleich fest mit eingeplant." Unmut wegen des langen Wartens? "Keine Spur" sind sich beide einig. "Früher haben wir länger gewartet - und da wussten wir nicht einmal, was es vorn gab." "Der Tanz" und "Der Traum", das "Mädchen vor einem Spiegel" und "Sternennacht" - allein die Titel wecken Sehnsucht, wirken wie Magneten. 4000 Besucher werden täglich erwartet - wie ein Sturmfeuer prasseln Fragen auf die Kontrolleure ein: Darf man Kinderwagen in die Ausstellung mitnehmen? Ja. Wann kommt man am schnellsten rein? Am besten ab 10 Uhr, in der Woche. Sonntag ganz meiden. Berlin ist im MoMA-Fieber. Mehr als eine Million Besucher werden erwartet. Die berühmte Kunstsammlung ist gleichzeitig auch ein "Motor of Modern Art" für Berlin. Denn Hotels, Restaurants, Kaffeestände und selbst der flotte Brezelverkäufer Carlo profitieren vom Andrang. Warten macht hungrig - "Hauptstadt-Brezel" nennt er nicht ohne Protz das simple Gebäck und kassiert pro Stück 1,50 Euro. Im Handumdrehen sind 50 Stück aus dem Weidenkorb verkauft. Aber auch in der Nationalgalerie läuft das Geschäft. Im Untergeschoss kann auf einer Fläche von 140 Quadratmetern in Souvenirs gestöbert werden. Mehr als 600 Artikel gibt es zu kaufen - die Auswahl reicht von Bleistiften, Linealen und T-Shirts bis hin zu Postkarten und Plakaten mit Motiven der Ausstellung. Voll bepackt mit Katalog und Farbpostern verlässt der Apotheker Hans-Günter Friese aus dem sauerländischen Fröndenberg den Shop: "Eine großartige Ausstellung. Einziger Fehler: Leider ist die Beschriftung viel zu klein." Öffnungszeiten Dienstag-Sonntag 10 bis 18, Donnerstag-Samstag bis 22 Uhr; Tickets Dienstag bis Freitag 10, Samstag und Sonntag 12 Euro. VIP-Karten für 27 Euro sind in Berliner Hotels erhältlich und ersparen die Wartezeit.

Besucher strömen in die Berliner MoMa-Ausstellung. (Foto: dpa)
Besucher strömen in die Berliner MoMa-Ausstellung. (Foto: dpa)
dpa