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Schau über Werke aus DDR-Zeit Museum Barberini in Potsdam zeigt Werke aus DDR-Zeit: Kunst - oder kann das weg?

Von Andreas Montag 06.11.2017, 07:51
Willi Sitte: „Die Rote Fahne - Kampf, Leid und Sieg“ aus dem Palast der Republik
Willi Sitte: „Die Rote Fahne - Kampf, Leid und Sieg“ aus dem Palast der Republik dpa

Potsdam - Von wegen „Potsdam und Gomorra“, wie mancher schon über die Stadt zwischen Preußens einstigem Glanz und hauptstadtnaher Provinz gespottet hat: Mit dem privat gestifteten Museum Barberini hat Potsdam einen Kunstort, an dem man nicht vorbeikommt. Bis zum 4. Februar wird dort die Ausstellung „Hinter der Maske - Künstler in der DDR“ gezeigt. Dabei wird der spannende Versuch unternommen, die Kunst der ostdeutschen Republik aus sich selbst sprechen zu lassen - jenseits der Auftragsarbeit also, aber ohne sie freilich aus dem Kontext ihrer Zeit herauszulösen.

Seit der in Weimar 1999 gezeigten Schau, die Kunst der DDR-Zeit mit Werken aus den NS-Jahren provozierend konfrontierte, war aller mannigfachen gegenteiligen Bekundungen zum Trotz doch eine Art Generalmeinung über die Ost-Bildnerei stehen geblieben: Die Guten, Ehrlichen sind in den Westen gegangen, die Propaganda-Maler sind geblieben. Was als Streit-Ansatz gedacht gewesen sein mag, verkam zur verzerrten Formel allgemeinsten Grundwissens, das oft nur die halbe Wahrheit spiegelt.

In Potsdam nun besichtigt man auf zwei Etagen Werke, denen einzig die Herkunft und zumeist auch der Wirkungsort ihrer Urheber gemeinsam ist: die DDR. Die ästhetische wie thematische Vielfalt der überwiegend, aber nicht ausschließlich gegenständlichen Objekte ist beeindruckend.

Die schützende Maske und das Antlitz dahinter sind wiederkehrende Motive. Man wird an alte Bekannte, darunter Gertraud und Otto Möhwald sowie Willi Sitte aus Halle, erinnert - und dabei nicht selten überrascht werden, aber auch Positionen von Künstlern begegnen, die wie Cornelia Schleime aus politischen wie ästhetischen Gründen randständig waren in der Kunstlandschaft.

Ganz oben aber, in Nachbarschaft zu Werken der westlichen Nachkriegsmoderne, sind Ikonen aus der Galerie des abgerissenen Palastes der Republik in Ostberlin zu sehen. Hier war die Botschaft: Der Mensch ist Schwellkörper der Ideologie. Aber diesem letztlich fruchtlosen Bemühen steht eine Fülle von Bildern aus der DDR gegenüber, die alle Aufmerksamkeit verdient haben. (mz)