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Museen in Leipzig Museen in Leipzig: Galerie für zeitgenössische Kunst feiert zehnjähriges Bestehen

Von Tobias D. Höhn 14.04.2008, 08:18
In der Ausstellung «Freundliche Feinde» in der Leipziger Galerie für Zeitgenössische Kunst steht eine Frau vor Gemälden. (Foto: dpa)
In der Ausstellung «Freundliche Feinde» in der Leipziger Galerie für Zeitgenössische Kunst steht eine Frau vor Gemälden. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - Der Bestandverknüpft Arbeiten verschiedener Generationen: Künstlerpositionen ausdem Osten fern des DDR-Kanons verbinden sich etwa mit internationalangesehenen Vertretern jüngeren Alters. Vergangenes Jahr lockte dieGfzK knapp 30 000 Besucher an.

Immer wieder muss sich Direktorin Barbara Steiner die Fragegefallen lassen: «Was ist Kunst?» Ihre Antwort ist diplomatisch wienachdenklich zugleich: «Kunst ist Verhandlungssache, definitiv nichtdemokratisch, aber die Auseinandersetzung darüber sollte es sein.»

«Wenn wir darüber abstimmen würden, ob dies oder jenes gezeigtwerden soll, würden wir deprimierende Ergebnisse erhalten und könntengleich zu machen», sagt Steiner. Doch die Kunsthistorikerin weißauch, dass Kunstverständnis nur eine Momentaufnahme ist; was heuteabgelehnt wird, kann eine Generation später der große Hype sein. Sogeschehen etwa bei der Anfang der 1990er Jahre totgeglaubten Malerei.Heute fehlt die «Neue Leipziger Schule» um Neo Rauch in keinemMuseum, keiner guten Privatsammlung und keinem Feuilleton.

Kunst bedeutet für Steiner aber auch die Auseinandersetzung mitder Öffentlichkeit, wie das Projekt «Hotel Everland» bewies. Das vomSchweizer Künstlerpaar Sabina Lang und Daniel Baumann für dieSchweizer Expo 2002 geschaffene Einzimmerhotel wurde länger als einJahr auf dem Dach der Galerie abgestellt, war fast täglich gebuchtund bescherte der GfzK internationale Aufmerksamkeit.

Trotz großer Zuwendungen aus der Wirtschaft bezeichnet Steiner dieLage der Galerie als prekär. Die Mittel für das laufende Programmstammen überwiegend von nationalen und internationalen Stiftungen.Statt einer Retrospektive zum Jubiläum will die GfzK auf die eigeneLage aufmerksam machen und nach der Notwendigkeit zur Ökonomisierungder Kunst fragen.

Sammler und Unternehmen - etwa die Galerie EIGEN+ART von GerdHarry Lybke (Leipzig/Berlin) und die Verbundnetz Gas AG - dürfen inden Räumen der Galerie zwei Jahre lang Ausstellungen gestalten. Siezahlen je Schau 20 000 Euro, unter anderem für Strom, Heizung,Aufsichten und Publikationen. Die GfzK hat dieses Finanzierungsmodellentwickelt, weil die Kluft zwischen den gleichbleibenden Zuwendungenfür den laufenden Betrieb und den steigenden Betriebskosten immergrößer wird.

Mit «Hommage an Klaus Werner» erinnert die Galerie zudem an denGründungsdirektor und späteren Rektor der Hochschule für Grafik undBuchkunst Leipzig. Zum 20. Geburtstag könnte dann die JubiläumsschauBarbara Steiner gewidmet sein, denn sie hat bereits jetzt ihrenRückzug für 2010 angekündigt. «Ich wollte von Anfang an nur zehnJahre bleiben», sagt sie. «Ich wünsche der Galerie, dass esweitergeht und sie in gute Hände kommt.» Der Nachfolger soll Mittedes Jahres vorgestellt werden.

In der Ausstellung «Freundliche Feinde» in der Leipziger Galerie für Zeitgenössische Kunst betrachtet eine Frau das Plexi-Objekt «Window # 1» des Künstlers Tobias Rehberger. (Foto: dpa)
In der Ausstellung «Freundliche Feinde» in der Leipziger Galerie für Zeitgenössische Kunst betrachtet eine Frau das Plexi-Objekt «Window # 1» des Künstlers Tobias Rehberger. (Foto: dpa)
dpa-Zentralbild