Mozartjahr 2006 Mozartjahr 2006: An Wolferls Geburtstag wollen alle verdienen
Wien/dpa. - Als Wolfgang Amadeus Mozart im Alter von 35 Jahrenstarb, war er bettelarm. Jetzt, zu seinem 250. Geburtstag, zeigeninsbesondere österreichische PR-Experten, wie man mit dem Namen desSalzburger Genies Millionen machen kann: Das Mozartjahr 2006 ist zueinem Vermarktungsfest geworden, das der österreichischenFremdenverkehrsindustrie und anderen Unternehmen - nicht nur in derAlpenrepublik - vermutlich mehrere hundert Millionen Euro zusätzlichin die Kassen bringen wird. Allein für Salzburg schätzt LeoBauernberger, Geschäftsführer der Salzburger Land Tourismus GmbH, denZugewinn durch Fremdenverkehr und Merchandising im Mozartjahr auf biszu 50 Millionen Euro. Die Stadt Wien rechnet mit ...
Als Wolfgang Amadeus Mozart im Alter von 35 Jahrenstarb, war er bettelarm. Jetzt, zu seinem 250. Geburtstag, zeigeninsbesondere österreichische PR-Experten, wie man mit dem Namen desSalzburger Genies Millionen machen kann: Das Mozartjahr 2006 ist zueinem Vermarktungsfest geworden, das der österreichischenFremdenverkehrsindustrie und anderen Unternehmen - nicht nur in derAlpenrepublik - vermutlich mehrere hundert Millionen Euro zusätzlichin die Kassen bringen wird. Allein für Salzburg schätzt LeoBauernberger, Geschäftsführer der Salzburger Land Tourismus GmbH, denZugewinn durch Fremdenverkehr und Merchandising im Mozartjahr auf biszu 50 Millionen Euro. Die Stadt Wien rechnet mit ähnlichenMehreinnahmen.
Vom gezielt entfachten weltweiten Mozart-Rummel wollen vieleprofitieren. Zahllose «neue» Produkte kommen dieser Tage auf denMarkt, die ganz auf Mozarts Namen und Konterfei setzen. Wolferl- undNannerl-T-Shirts und -Mützen werden in Souvenirshops und über dasInternet ebenso angeboten wie Minigeigen, «Häferl» (Kaffeetassen),Feuerzeuge, Regenschirme, Mozart-Aschenbecher oder ganze Babysets.
Dass österreichische Unternehmen sich dabei als besonders kreativerweisen, ist nicht verwunderlich. Die schon bisher zig-millionenfachverzehrte «Mozartkugel» ist als wohlschmeckende Kalorienbombe nichtlänger allein: Das kulinarische Angebot reicht vom «Echten SalzburgerMozart Dessertjoghurt» (mit Nougat und Marzipan) über «Mozartwein»aus Langenlois bis zur «neuen» Mozartschnitte eines berühmtenWaffelherstellers, die - ebenfalls mit Marzipan und Nougat gefüllt -allein 2006 rund 2,5 Millionen Mal verkauft werden soll.
In den berühmten Wiener Cafés Landtmann und Mozart gibt's indiesem Jahr Mozart-Spitz und Mozart-Torte (Werbung: «Eine Symphoniedes Wohlgeschmacks»). Bisheriger Höhepunkt der verzehrbaren Mozart-Erfindungen: Der Metzger Stefan Fuchs aus Grödig kreierte EndeOktober 2005 seine «Mozartwurst», eine 450 Gramm schwere Dauerwurstin Geigenform. Eine Salzburger Brauerei produziert ein Mozart-Bier,das schon das lebenslustige Wolferl gern getrunken haben soll. Dochauch im Ausland verkauft sich Mozart. Aus Augsburg wird die Welt 2006mit Mineralwasser Marke «Mozart Quelle» versorgt, und im fernen Japanwird ein Reiswein mit dem Konterfei des Genies angeboten.
Mozart gehört schon längst zu den bekanntesten Markennamen derWelt. Der Name des Salzburger «Kompositeurs» ist in China angeblichbekannter als der des dortigen Staatspräsidenten, undösterreichischen Medienberichten zufolge liegt sein Bekanntheitsgradweltweit sogar noch vor dem von Jesus Christus, Volkswagen oderMercedes Benz. Werbeexperten berechneten seinen potenziellenMarktwert mit 5,4 Milliarden US-Dollar. Dies aber hielt die PR-Experten der Alpenrepublik nicht davon ab, die weltweite Vermarktungdes Komponisten zum Jubiläum systematisch weiter voranzutreiben.
Bereits 2004 gründeten die Tourismusorganisationen von Wien undSalzburg zusammen mit der Österreich-Werbung die Arbeitsgemeinschaft«Mozart 2006». Zusammen gaben sie 4,5 Millionen Euro aus, um dasJubeljahr in aller Welt bekannt zu machen. 2005 schalteten dieTourismusplaner in 15 Ländern von den USA bis Japan Anzeigen undWerbespots, um Mozartliebhabern die Reise nach Salzburg oder Wienschmackhaft zu machen. Die Medienresonanz sei «enorm» gewesen, heißtes in Wien.
Musik-Weltstars wie Nicolaus Harnoncourt, Ricardo Muti, AnnaNetrebko oder Thomas Hampson stellten sich kostenlos, aber vermutlichnicht ganz selbstlos zur Verfügung: Immerhin wird das Mozart-Jahrauch der Schallplattenindustrie mit zahlreichen Neueinspielungen undWiederveröffentlichungen Auftrieb geben. Ziel der Werbung sind nebenden ausgemachten Musikliebhabern vor allem die kulturinteressiertenStädtereisenden, erläutert Bert Brugger, Chef der Tourismus SalzburgGmbH.
In der Mozartstadt hofft man in diesem Jahr auf 600 000zusätzliche Touristen - rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr, wasdie Stadt an der Salzach nach Meinung von Spöttern dem«Erstickungstod durch Touristen» ein Stück näher bringen dürfte.Profitieren wollen aber auch Wintersportorte im Salzburger Land, dievon der Nähe zur Stadt mit Aktionen wie «Ski Amadé» oder «Next toSalzburg» werben. Doch auch für die Hauptstadt Wien entwickelt sichder runde Geburtstag zum Touristen-Magnet. Man rechne mit bis zu300 000 zusätzlichen Übernachtungen im Sog des Mozart-Jahres, heißtes. In beiden Städten bieten Hotels Mozart-Pakete an, zum Teil mitEintrittskarten für Konzerte.
Doch Österreich hat in den Erfolg auch kräftig investiert. AlleinStadt und Land Salzburg gaben alles in allem rund 85 Millionen Euroaus, um sich für die Touristen herauszuputzen. Darunter fallenallerdings auch massive Investitionen in die neue Mozart-Universität.Natürlich wurde auch die «ziemlich hinfällige» Mozart-Statuerestauriert. Wien gab seinem Mozart-Jahr-Intendanten Peter Marboeallein für die kulturelle Gestaltung des Fests 20 Millionen in dieHand. Dazu wurde das heruntergekommene Figaro-Haus mit dem Mozart-Museum komplett restauriert. Schließlich erhielt auch Mozarts Grabauf dem St. Marxer Friedhof einen neuen Anstrich.