MotionWorks MotionWorks: Mit Trick an die Kinokassen
HALLE/MZ. - Das feiert am Montag sein zehnjähriges Bestehen in Halle.
Drei Etagen über der Saale sitzt MotionWorks-Chef Tony Loeser in seinem Büro, auf dem Fensterbrett die Kameras aus den 30er und 50er Jahren. Sie sind Relikte aus seiner Zeit als Kameramann in Babelsberg. Inzwischen hat sich Loeser als Trickfilmproduzent international einen Namen gemacht. "Heute", sagt er, "kann man sagen, dass wir das größte Animationsstudio in Deutschland sind." Drei bis vier Millionen Euro Umsatz macht es im Jahr, anfangs waren es gerade ein bis anderthalb. "Und an der Wirtschaftskrise", sagt Loeser, "sind wir gut vorbeigeschlittert." Nicht zuletzt dank des jüngsten Werkes "Mullewapp", der bisher erfolgreichsten Eigenproduktion. 500 000 Kinobesucher hat der Film nach den Büchern von Helme Heine seit seinem Kinostart im Juli angelockt. "Damit ist es der zweiterfolgreichste Animationsfilm im Kinderbereich", so Loeser.
Zehn Jahre nach dem Umzug von MotionWorks nach Halle fällt die Bilanz des Trickfilm-Bosses überwiegend positiv aus. Damals hat er kurz nach der Firmengründung den Schritt von Leipzig an die Saale gewagt, weil ihm die kurzen Wege und die Gesprächsbereitschaft in Sachsen-Anhalt zusagten. "Unsere Vision war, eine stabile Animationsfirma zu etablieren und viel mit Menschen aus der Region zu arbeiten - das haben wir geschafft", sagt er. Über 20 Produktionen gab es - "in dem Bereich sehr viel", sagt Loeser und rechnet vor: zwei Monate Arbeit für eine Minute Spielfilm, drei Wochen für eine Minute Serie. Allein an "Mullewapp" hingen zwei Jahre Arbeit. Eingebunden waren 500 Menschen und Studios in acht Ländern weltweit.
Neben Eigenproduktionen haben und hatten die Hallenser zahlreiche Auftragswerke: Teile von "Der kleine Eisbär" für die Cartoon Film GmbH oder "Lauras Stern" etwa. Dazu kommen Serien wie "Kallis Abenteuer" für das Sandmännchen oder die Bastelshow "Artzooka", eine deutsch-australische Koproduktion, die ab 2010 im deutschen Fernsehen laufen soll.
Heute hat MotionWorks 20 fest angestellte Mitarbeiter und je nach Projekt 60 bis 80 freie. Im reinen Produktionsbereich arbeitet das Unternehmen zu einhundert Prozent mit Menschen aus der Region, bei der künstlerischen Arbeit sind es immer noch die Hälfte. In den Studenten der hiesigen Universitäten sieht Loeser viel kreatives Potential - dennoch sei es abgesehen von Weimar noch nicht gelungen, offizielle Kooperationen zu den Unis aufzubauen, kritisiert er. Dabei legt Loeser auf die Nachwuchsförderung viel Wert. Unter anderem ist in Halle vor Jahren die European Animation Masterclass gegründet worden. Junge Leute werden darin in Zusammenarbeit mit internationalen Experten - unter anderem von Disney - fit für den Animationsfilm gemacht. Der entsteht heute fast ausschließlich am Computer statt am Zeichentisch. Dennoch: "Kreative Leute sind unsere einzige Chance. Die Asiaten haben nicht diese Tradition des Geschichtenerzählens. Aber wir sind nahe dran, den Vorsprung zu verlieren", sagt er.
Mit der Kreativwirtschaft in Sachsen-Anhalt und ihrem Wachstum der letzten Jahre verbindet Loeser zugleich den Wunsch nach mehr Förderung. "Ich will nicht nur meckern, im Gegensatz zu anderen Ländern hat die Mitteldeutsche Medienförderung ihr Volumen zumindest gehalten", sagt er. Dennoch könnten mit vergleichsweise geringeren Investitionen in die Kreativklasse mehr Arbeitsplätze entstehen als in anderen Branchen.
In Halle sieht Loeser für seine Firma noch immer Zukunft - trotz hoher Betriebskosten im neuen Multimediazentrum und seiner Enttäuschung, "dass die Stadt da nicht mit sich reden lässt". MotionWorks werde "alles tun, um hier zu bleiben", sagt er. Derzeit plant Loeser schon die nächste Serie.