Moskauer Ballett Moskauer Ballett: Bolschoi-Krimi ist aufgeklärt

Moskau/DPA - Für den hinterhältigen Säureanschlag auf Ballettchef Sergej Filin vom Moskauer Bolschoi Theater ist ein Startänzer verantwortlich. „Ja, ich habe den Auftrag für die Attacke gegeben, aber nicht in der Art, wie es geschah“, sagte Pawel Dmitritschenko (29) in einer Vernehmung, die das Staatsfernsehen am Mittwoch ausstrahlte. Auch der mutmaßliche Täter sowie ein Helfer hätten Geständnisse abgelegt, teilte die Polizei mit. Filin wird derzeit wegen schwerer Verätzungen in Aachen behandelt.
Dmitritschenko, der zuletzt die Titelrolle in „Iwan der Schreckliche“ tanzte, habe aus „persönlicher Feindschaft“ zu Filin gehandelt. Russische Medien berichteten, der mächtige Ballettchef habe dessen Lebensgefährtin Angelina Woronzowa die Traumrolle der Odette in „Schwanensee“ verwehrt. Ein Gericht soll am Donnerstag über die Verhaftung der drei Männer entscheiden.
Nach mehreren Operationen in der Aachener Augenklinik könne Filin wieder einigermaßen gut sehen, berichtete die Regierungszeitung „Rossijskaja Gaseta“.
Das Bolschoi-Theater hofft, dass Filin bereits im Sommer wieder in Moskau arbeiten kann. Der 42-Jährige sei über die Festnahmen und die Geständnisse informiert, sagte Bolschoi-Sprecherin Katerina Nowikowa.
Filin hatte gleich nach dem Anschlag am 17. Januar, bei dem ihm der Angreifer mit Schwefelsäure Augen und Kopf verätzt hatte, den Täter in seinem beruflichen Umfeld vermutet. Das Bolschoi will nun rasch entscheiden, wer statt Dmitritschenko am 16. März in „Dornröschen“ den Blauen Vogel tanzt.
Auftraggeber und Täter drohten je zwölf Jahre Haft wegen schwerer Körperverletzung, meldete die Agentur Interfax. Sie waren wie auch der mutmaßliche Helfer am Vortag festgenommen worden. Der dritte Mann gab zu, den Angreifer zu Filins Haus in Moskau gefahren zu haben. Den Grund habe er aber nicht gekannt, behauptete er.
Die Bolschoi-Balletttruppe ist mit etwa 220 Tänzern die größte der Welt. Sie gilt als Wiege klassischer russischer Ballettkunst mit makellosem Spitzentanz, streng synchronen Bewegungen und einzigartiger Körperbeherrschung. Der hausinterne Konkurrenzkampf am Bolschoi ist extrem hart.
