Mosaik im Mansfeld Mosaik im Mansfeld: Die Abrafaxe treffen Luther

Wimmelburg - Sie tauchen diesmal in einer Kupfermine auf, aus dem Dunkel der Geschichte sozusagen, immer noch die Kleider am Leib, die gerade noch Mode waren. In Rom war das, wo Abrax, Brabax und Califax, die drei knubbelnasigen Helden des Comic-Magazins Mosaik, die letzten beiden Jahre verbracht haben. Aus der Zeit Kaiser Trajans katapultiert es das Zwergentrio nun 1 400 Jahre in die Zukunft, mitten in die Reformationszeit - und mitten ins Mansfeldische, wo der lange Blonde, der kurze Dicke und der Rothaarige gerade recht kommen, den talentierten Hobbyzeichner Michael kennenzulernen, der sich eben auf den Weg nach Wittenberg macht, um dort in der Werkstatt von Lucas Cranach die Kunst des Malens zu lernen.
Einmal mehr sind die Nachfolger der legendären Digedags unterwegs auf ebenso unterhaltender wie bildender Mission. Seit Hannes Hegen, der Schöpfer von Dig, Dag und Digedag, sich 1975 im Streit vom Mosaik trennte, waren die ein Jahr später gestarteten Abrafaxe schon auf dem Balkan und in China, im Himalaya, bei den Sauriern, den Wikingern und bei den alten Ägyptern. Das anfangs noch als Ersatz bespöttelte Trio gewann dabei an Format. Die Ursprungsabsicht, „allgemeinmenschliche Schwächen durch den Kakao zu ziehen und nebenbei Wissen zu vermitteln“, wie es der frühere Mitautor Walter Hackel beschrieb, war gut genug verpackt, dass junge wie ältere Fans die bunten Monatshefte mit Spaß lasen. Der einzige echte Comic der DDR ging weg wie warme Semmeln - eine Million Hefte wurde jeden Monat verkauft.
Umso schwerer wog der Einbruch, als „Mickey Maus“ und „Asterix“, „Donald Duck“ und „Superman“ kamen. Die Auflage sackte in den Keller, das Tafelsilber - die Rechte an den Digedag-Geschichten - wurde verkauft. Doch die Abrafaxe überlebten nicht nur, sie nahmen nach der Übernahme durch den Berliner Steinchen für Steinchen-Verlag sogar neuen Schwung. Ein redaktioneller Mittelteil mit Erklärstücken für junge Leser ergänzt seitdem den Comic-Teil.
In dem bewährten sich der kühne Abrax, der schlaue Brabax und der ewig hungrige Califax so gut, dass schon 1994 die ewige Bestenmarke an verkauften Heften dem alten Digedag-Mosaik weggeschnappt wurde. Inzwischen stehen die Abrafaxe sogar als längster Fortsetzungscomic der Welt im Guinness-Buch der Rekorde. Und am Kiosk hat das Mosaik gegen den Trend im Printbereich die Auflage steigern können. Dass sich die Abrafaxe nun ausgerechnet ins Lutherland begeben, kurz bevor der Reformator seine berühmten Thesen anschlägt, sorgt bei Kultusminister Stephan Dorgerloh für große Freude. Im kommenden Jahr steht das 500. Jubiläum an, die Blicke der evangelischen Christen in aller Welt gehen nach Wittenberg.
„Der Beginn des 16. Jahrhundert ähnelt unserer Epoche in so vielen Aspekten“, sagt Mosaik-Autor Jens U. Schubert, „die Medienrevolution, die plötzliche Erweiterung des Weltkreises über das Fassbare hinaus, der Beginn weitreichender Veränderungen – all das macht uns diese Zeit vertraut.“ Auf der anderen Seite aber, glaubt der Mann, der sich seit vielen Jahren alle Mosaik-Geschichten ausdenkt, habe das Mittelalter noch jeden Bereich des Alltags durchdrungen - abenteuerliche Zeiten, in die die Abrafaxe zusammen mit dem zeichenwütigen Teenager Michael geworfen werden. Die nächsten beiden Jahre werden die Abrafaxe wohl in Sachsen-Anhalt bleiben. Heft eins der neuen Serie ist unter dem Titel „Der den Teufel an die Wand malt“ soeben erschienen. (mz)
Mosaik 483: „Der den Teufel an die Wand malt“, 52 Seiten, 3,40 Euro