1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Montserrat Caballé: Montserrat Caballé: Sopranistin denkt nicht ans Aufhören

Montserrat Caballé Montserrat Caballé: Sopranistin denkt nicht ans Aufhören

07.04.2003, 07:50
Montserrat Caballé. (Foto: dpa)
Montserrat Caballé. (Foto: dpa) EFE/epa

Madrid/dpa. - Vor gut zehn Jahren hatte es so ausgesehen, als stünde sie vor dem Ende ihrer Karriere, denn auf Rat der Ärzte musste Montserrat Caballé auf Opernrollen verzichten. Aber die große spanische Sopranistin, die am Samstag (12. April) 70 Jahre alt wird, denkt auch heute nicht ans Aufhören. «Ich werde mit 80 noch singen», sagt die aus Barcelona stammende Sängerin, «man soll sich nicht wundern, wenn eines Tages in der Zeitung steht, dass die Caballé auf der Bühne tot umgefallen ist.»

Nach dem Tod von Maria Callas im Jahr 1977 hatten viele Opernfreunde in der Katalanin die Nachfolgerin von «La Divina» gesehen. Aber Montserrat Caballé setzte sich diese Krone nie auf. «Ich bin keine Diva», meint sie trotzig, «wenn ich auf die Bühne gehe, bin ich einfach nur La Montse und nicht mehr.»

Dabei gehört die Künstlerin unumstritten zu den größten Sopranistinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr Repertoire umfasst 90 Opernrollen und 800 Lieder. Mit über 4 000 Auftritten - fünf Mal so viele wie Maria Callas - dürfte sie die aktivste Opernsängerin aller Zeiten sein. Sie gilt auch als die Entdeckerin des großen Tenors José Carreras.

Ihr Leben ist wie ein Märchen vom Aufstieg eines Armenkinds zum Weltstar. Im Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) litten sie und ihre Familie Hunger. Mit zwölf Jahren musste sie die Schule verlassen und als Näherin zum Familienunterhalt beitragen. Als Opernsängerin debütierte die Caballé 1956 in Basel. Von 1959 bis 1962 war sie in Bremen engagiert. Der Hansestadt konnte sie jedoch so wenig abgewinnen, dass sie fast ihre Karriere aufgeben wollte, nur um aus Bremen wegzukommen.

Der Durchbruch zum Weltstar gelang der Sängerin 1965 in New York, als sie für Marilyn Horne einsprang und so begeistert gefeiert wurde, dass die Metropolitan Opera sie verpflichtete. Im Laufe der Zeit machten ihr immer wieder gesundheitliche Probleme zu schaffen. Wegen verschiedener Krankheiten wurde sie fast ein Dutzend Mal operiert. Aus ihrer Leibesfülle hat die schwergewichtige Künstlerin sich allerdings nie etwas gemacht: «Das Gute daran ist, dass so meine große Nase nicht auffällt.»

Vor gut einem Jahr feierte die Sängerin nach zehnjähriger Zwangspause ein umjubeltes Comeback auf der Opernbühne. Anfang dieses Jahres erschien ein Dokumentarfilm über ihr Leben. Der Streifen «Caballé, más allá de la música» (Caballé jenseits der Musik) brachte dem Star allerdings Ärger mit dem Regisseur Antonio A. Farré ein. Dieser distanzierte sich vom Zusammenschnitt des Films und beklagte sich darüber, dass das Werk zu sehr zu einer Lobpreisung der Sängerin geworden sei. Caballé hielt dem Regisseur entgegen: «Was kann ich dafür, dass meine Kollegen nur gut über mich sprechen?» Die Sängerin war dagegen, dass in dem Film ihre schwere Kindheit und ihre Krankheiten zu sehr in den Vordergrund gestellt wurden.